Mehrheit der Medienschaffenden erlebt Hassrede

Winterthur - Insgesamt 60 Prozent der Schweizer Journalistinnen und Journalisten waren im vergangenen Jahr mit Hassrede oder Beleidigungen konfrontiert. Das belastet zunehmend auch die Psyche. Dies zeigt der Gefährdungsmonitor Journalismus Schweiz der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften.

(CONNECT) Die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) hat erstmals die Sicherheitssituation von Medienschaffenden in der Schweiz umfassend untersucht. Die empirischen Befunde zu ihrer Wahrnehmung der Sicherheitssituation und wie sie damit umgehen, hat die ZHAW im Gefährdungsmonitor Journalismus Schweiz zusammengefasst und veröffentlicht.

Demnach geben sechs von zehn Medienschaffenden an, dass sie im vergangenen Jahr mit hasserfüllten Äusserungen oder Beleidigungen konfrontiert wurden. Wie es dazu in einer Mitteilung zu dieser Studie des Instituts für Angewandte Medienwissenschaft weiter heisst, sind jene Journalistinnen und Journalisten besonders betroffen, die investigativ arbeiten oder eine interventionistische journalistische Rolle einnehmen, also beispielsweise Mächtige kontrollieren, Missstände beleuchten und Desinformation entgegenwirken wollen.

Am häufigsten haben es Medienschaffende mit Hassrede und Einschüchterungsversuchen durch Androhung rechtlicher Schritte zu tun. 10 Prozent der Befragten haben sexuelle Belästigung erfahren. Am häufigsten werden sie auf öffentlich zugänglichen digitalen Kanälen bedroht. Betroffene berichten von erhöhtem Burnout-Risiko, psychischer Belastung und Schwierigkeiten, nach der Arbeit abzuschalten.

Forschungsleiter und ZHAW-Medienprofessor Vinzenz Wyss empfiehlt Medienhäusern, „institutionalisierte Unterstützungs- und Schutzprogramme aufzubauen, um besonders vulnerable Gruppen gezielt zu stärken“. Ausserdem sollten Berufs- und Verlegerverbände entsprechendes Fachwissen verbreiten und niederschwellige Beratungsangebote zur Verfügung stellen. Schliesslich sollte auch in der journalistischen Aus- und Weiterbildung gezielt der Umgang mit Bewältigungsstrategien trainiert werden. ce/mm

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