Was macht Zürich aus Ihrer Sicht standortpolitisch gut – und wo besteht Luft nach oben?
Zürich ist ein attraktiver Standort mit einer sehr hohen Lebensqualität. Wir haben Ausbildungs- und Forschungsstätten von Weltruf und eine gute internationale Anbindung. Das führt auch zu einer hohen Dichte an international tätigen Firmen mit überdurchschnittlicher Wertschöpfung – diese tragen wesentlich zu unserem Wohlstand bei. Der Erfolg macht leider etwas träge. Büro-kratie und Regulierung nehmen stetig zu. Zürich hat die höchsten Unternehmenssteuern der Schweiz. Und wichtige Reformen bleiben aus, die es braucht, um auch fit für die Herausforde-rungen der Zukunft zu sein.
Am 30. November stimmt die Zürcher Bevölkerung über die Vorkaufsrechtsinitiative ab. Was würde ein kommunales Vorkaufsrecht für private Liegenschaften aus Ihrer Sicht bedeuten?
Sollte die Initiative angenommen werden, müsste künftig jede Immobilientransaktion noch eine weitere Bürokratieschlaufe drehen – bei sehr wenigen Liegenschaften, die für einen staatlichen Kauf überhaupt in Frage kommen. Die zusätzlichen Verzögerungen und Unsicherheiten, die durch dieses Vorkaufsrecht geschaffen würden, stehen in keinem Verhältnis zur allfälligen Wir-kung. Und zudem ist es auch eine massive Beschränkung der Eigentumsfreiheit, wenn der Ver-tragspartner für einen Verkauf nicht mehr eigenständig bestimmt werden kann.
Neben der Vorkaufsrechtsinitiative kommen im Kanton Zürich voraussichtlich nächstes Jahr weitere wohnpolitische Vorlagen an die Urne – konkret die Mietzinsdeckel-Initiative und die Initiative für eine staatliche Wohnbaugesellschaft. Welche Auswirkungen hätten solche Ein-griffe auf die Bautätigkeit und die Verfügbarkeit von Wohnungen?
Ein Mietzinsdeckel würde die anspruchsvolle Situation auf dem Wohnungsmarkt weiter verschär-fen, da noch weniger neuer Wohnraum entsteht als heute schon. Auch Instandhaltungsaktivitäten würden zurückgefahren und aufwendige energetische Sanierungen deutlich erschwert. Diese Entwicklungen sind kein Schreckensgespenst, sondern können aktuell am Beispiel in der Stadt Basel unmittelbar beobachtet werden.
Die Wohnraumknappheit ist eine Herausforderung: Was braucht es denn, damit wieder mehr gebaut wird?
Wenn die Nachfrage steigt, und wir keine neuen Flächen einzonen, müssen wir im Bestand eine höhere Ausnutzung und Verdichtung erreichen. Das Angebot muss der Nachfrage entsprechen, und für die Bereitstellung von ausreichend Wohnraum braucht es die Investitionen von privaten Investoren wie auch den gemeinnützigen Genossenschaften. Werden einseitig die Mieten im Bestand geschützt, steigen die Mieten für jene, die neu eine Wohnung brauchen, stetig weiter an.
Die Steuervorlage im Mai hat gezeigt, dass die Bevölkerung Grossunternehmen oft kritisch gegenübersteht. Was bedeutet diese Skepsis für Immobilienfirmen wie Allreal? Wie gelingt es, Vertrauen aufzubauen?
Ich nehme die grossen institutionellen Immobilieninvestoren als sehr verantwortungsvoll wahr. Wir entwickeln qualitativ und ökologisch hochwertige Projekte, und die Renditen sind im tiefen einstelligen Prozentbereich. Oft geht in der Diskussion vergessen, dass institutionelle Investoren keine anonymen Organisationen sind, sondern aus engagierten Mitarbeitenden bestehen, die ebenso Lösungen für die gesamte Gesellschaft suchen. Firmen, die neuen Wohnraum bauen, sind Teil der Lösung, nicht das Problem.