Raiffeisen glaubt an Deal der Pharma-Exporteure mit den USA

St.Gallen - Raiffeisen rechnet für Pharma-Exporte aus der Schweiz mit keinen oder niedrigen Zöllen und verkraftbaren Preisnachlässen. Je nach Szenario könnten gesenkte Preise in den USA jedoch zu höheren Kosten für die europäische Kundschaft führen, meint die Bank in ihrer Analyse des „Klumpenrisikos USA“.

(CONNECT) Die Ökonominnen und Ökonomen von Raiffeisen halten einen Kompromiss zwischen den Schweizer Pharma-Exporteuren und der amerikanischen Regierung für das wahrscheinlichste Szenario. Denn die Androhung von Sektorzöllen von bis zu 250 Prozent und die Forderung der Trump-Administration nach niedrigeren Medikamentenpreisen seien widersprüchlich, heisst es in einer Analyse der Risiken für die heimische Pharma-Industrie in ihrem wichtigsten Exportmarkt: höhere Zölle erhöhen die Preise, während die geforderte Preisregulierung sie senken soll.

„Zölle wären nur bedingt zielführend, da sie sich durch strategische Anpassungen der Lieferketten oder die Endverpackung in Ländern mit niedrigeren Zöllen teilweise umgehen lassen“, wird Raiffeisens Chefökonom Fredy Hasenmaile zitiert. „Zudem sind sie kein geeignetes Mittel, um die Produktion nachhaltig zurückzuholen. Der Aufbau neuer Produktionsstätten in den USA dauert Jahre, ist teuer und der Genehmigungsprozess ist langwierig und komplex.“ In den geforderten Preisregulierungen sieht Hasenmaile das deutlich grössere Risiko.

Als Kompromiss könnten Pharmaunternehmen laut Raiffeisen anbieten, in der Hochpreisinsel USA die Preise für Produkte zu senken, für die in Kürze der Patentschutz ausläuft. Die Trump-Regierung könnte einen solchen Deal als innenpolitischen Erfolg verkaufen. Für die Schweizer Pharmaindustrie würde das leicht sinkende Margen im USA-Geschäft und mittelfristig eine teilweise Verlagerung von Produktionsschritten in die Vereinigten Staaten, um das „Klumpenrisiko USA" zu reduzieren. Forschung und Entwicklung würden voraussichtlich in der Schweiz bleiben. Die Folgen wären geringere Exporte und Investitionen, aber keine strukturelle Krise.

Auch angesichts aufstrebender Pharma-Standorte wie China und Singapur gelte es für die Schweiz, die bestehenden Standortvorteile zu sichern und ein hochattraktiver Forschungsplatz zu bleiben. Vor diesem Hintergrund bewertet Raiffeisen die begonnene politische Debatte über eine Schweizer Pharmastrategie als erfreulich und notwendig. ce/mm

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