(CONNECT) In der neuesten Studie im Rahmen seiner Reihe „Alternde Schweiz“ zeigt das Prüfungs- und Beratungsunternehmen Deloitte auf, dass es für die notwendige Reform der Altersvorsorge drei Optionen gibt, die sowohl mehrheitsfähig als auch volkswirtschaftlich sinnvoll sind. Dabei stützt sie sich auf eine repräsentative Umfrage unter 1000 Personen in der Schweiz, die bezüglich Alter und Geschlecht repräsentativ ist.
Vorschlag 1 setzt auf eine Flexibilisierung des Rentenalters, die 68 Prozent der Befragten mittragen würden. Demnach soll künftig jede Person selbst bestimmen können, wann sie in Rente geht, mit den entsprechenden Zu- oder Abschlägen. „Wir sollten uns von der Fixierung auf 65 lösen“, meint dazu der CEO von Deloitte Schweiz, Reto Savoia. Dafür brauche es einen Kulturwandel. „Unternehmen können neue Arbeitszeitmodelle einführen, Altersteilzeit ermöglichen oder erfahrene Mitarbeitende als Coaches einsetzen.“
Reformvorschlag 2 sieht eine zweckgebundendene, befristete Erhöhung der Bundesbeiträge an die AHV vor. Dafür spricht sich eine relative Mehrheit von 44 Prozent aus. Deloitte schlägt vor, dass die Mittel nur für die Kapitaldeckung der AHV verwendet und angelegt werden, um langfristige Erträge zu erzielen. „Eine andauernde Finanzierung des AHV-Defizits ist nicht zielführend – eine temporäre, gezielte Kapitalisierung hingegen ist nachhaltig und sinnvoll“, so Reto Savoia.
Vorschlag 3 betrifft die stärkere Finanzierung aller drei Säulen über den Kapitalmarkt: bei der AHV mit der Anlage der Mittel aus dem vergrösserten Fonds, bei der 2. Säule mit der Senkung der Eintrittsschwelle, höheren Renditen sowie einer stärkeren Individualisierung und bei der 3. Säule mit höheren Einzahlungen und verstärtken Investitionen am Kapitalmarkt. So wäre laut der Studie etwa eine Verdoppelung des bestehenden Fonds von rund 50 auf 100 Milliarden Franken ausreichend, um einen Grossteil der prognostizierten Finanzierungslücke bis 2040 zu schliessen. Das sei billiger als eine „endlose Defizitfinanzierung“.
Die bisher diskutierten Reformen der AHV über zusätzliche finanzielle Belastungen finden wenig Zustimmung: Eine relative Mehrheit von 49 Prozent der Befragten lehnt höhere Lohnbeiträge ab. Eine Erhöhung der Mehrwertsteuer stösst bei 65 Prozent der Befragten auf Widerstand. Rentenkürzungen lehnen mehr als drei Viertel ab.
„Die Ablehnung neuer Lohn- oder Steuerbelastungen zeigt deutlich: Reformen müssen wirtschaftlich klug und generationengerecht sein“, sagt Reto Savoia. „Statt die Bevölkerung und die Wirtschaft stärker zu belasten, sollten wir auf eine nachhaltige Lösung setzen – mit höherer Flexibilität und höheren Kapitalerträgen.“ ce/mm