Innovationsweltmeister wird die Schweiz nur mit Reformen

Der Kanton Zürich als Wirtschafts- und Innovationsmotor der Schweiz steht gut da, hat aber punkto Innovationskraft an Terrain verloren. Dies zeigt eine heute vorgestellte Untersuchung des Amts für Wirtschaft und Arbeit. Das ist ein Alarmzeichen. Die Volkswirtschaftsdirektion richtet ihre Standortförderung auf die Wichtigkeit des Themas aus – das ist sehr gut. Nötig sind aber auch politische Reformen.

In 1. August-Reden wird die Schweiz gerne als Innovationsweltmeister ausgerufen. Die Realität zeigt indes: Die Schweiz ist durchaus innovativ und gut positioniert. Um es bezüglich Innovationskraft ganz an die Spitze zu schaffen, sind aber Reformen nötig. Diese müssen dringend angepackt werden. Erstens verläuft der Wandel der Wirtschaft aufgrund der Mega-Trends Digitalisierung und Dekarbonisierung enorm dynamisch. Wir leben in disruptiven Zeiten. Und zweitens ist die Schweiz als rohstoffarmes Land darauf angewiesen, mit Ideen zu glänzen – mit Innovationskraft.

2014 stand Zürich deutlich besser da

Erfreulicherweise hat die Zürcher Volkswirtschaftsdirektion die Wichtigkeit des Themas erkannt. In der vorgestellten Studie stellt Regierungsrätin Carmen Walker Späh fest, dass der Standortwettbewerb zunimmt und Innovationskraft als entscheidender Wettbewerbsvorteil gilt. Der Kanton Zürich ist grundsätzlich gut aufgestellt, es gibt aber auch Alarmzeichen – der Handlungsbedarf ist ausgewiesen. Punkto Innovationskraft liegt der Kanton Zürich im Vergleich mit 250 europäischen Regionen auf Rang 51 und verpasst knapp die obersten 20 Prozent. Ein dickes Ausrufezeichen setzt folgende Aussage der Studie: Im Jahr 2014 lag der Kanton Zürich noch auf Rang 14.

Den Schlussfolgerungen der Volkswirtschaftsdirektion stimmt die Zürcher Handelskammer (ZHK) zu: Will der Kanton Zürich seine Innovationskraft stärken, muss er die zentralen Einflussfaktoren weiter verbessern. Dazu gehören die Bereiche Forschung, Humankapital, Unternehmertum und Regulierung: Ein ideales Innovations-Ökosystem weist hohe Forschungsinvestitionen auf, stellt gut ausgebildete Arbeitskräfte bereit, profitiert von innovativen Unternehmen und aufstrebenden Startups sowie von günstigen staatlichen Rahmenbedingungen. Die ZHK unterstützt denn auch, dass die Volkswirtschaftsdirektion die Strategie in der Standortförderung auf diese Ausgangslage ausrichtet und in den Fokus rückt, Wettbewerbsfähigkeit, Innovationskraft und Nachhaltigkeit zu stärken.

Vernetzung im «Innovationsökosystem» stärken

Reformbedarf besteht insbesondere bei den Rahmenbedingungen. Es verwundert nicht, dass Zürich zuletzt weniger Firmengründungen verzeichnete als andere Kantone. Zunehmend belastend wirkt die überdurchschnittlich hohe Steuerlast für juristische und natürliche Personen, die ungenügende Digitalisierung der Verwaltung und die Monopole sowie Beteiligungen des Kantons, die den Wettbewerb verzerren. In diesen Punkten ist die Politik gefragt – sie darf nicht tatenlos zusehen, wie Zürich an Terrain verliert. Zudem muss der Innovationspark in Dübendorf vorangetrieben werden. Die ZHK verspricht von diesem Leuchtturmprojekt wichtige internationale Ausstrahlung und Möglichkeiten zu Vernetzungen respektive Clusterbildungen. Insgesamt ist wichtig, dass die Vernetzung funktioniert und ein «Innovationsökosystem» entsteht, wie es die Volkswirtschaftsdirektion nennt. Dabei spielen auch das neu gegründete Digital Health Center in Bülach und der Health Tech Park Zürich-Schlieren eine wichtige Rolle. asü 

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