Die Welt ist aus den Fugen geraten – das spüren wir in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Doch statt in Alarmismus zu verfallen, tun wir gut daran, den Blick auf das Wesentliche zu richten: unsere eigene Verantwortung für den Wirtschaftsstandort Zürich. Der Kanton Zürich steht trotz globaler Unsicherheiten und wirtschaftlicher Herausforderungen vergleichsweise gut da. Doch das ist kein Freipass zur Selbstzufriedenheit. Die Ablehnung der Steuervorlage 17 hat uns deutlich vor Augen geführt, dass wirtschaftliche Argumente allein nicht mehr ausreichen. Wer künftig überzeugen will, muss gesellschaftlich breiter denken, verständlicher argumentieren – und kritischer reflektieren. Es braucht einen Richtungswechsel in der Standortpolitik. Der Staat soll das tun, was er muss – aber auch den Mut haben, auf Überflüssiges zu verzichten. Die Schuldenbremse ist kein technisches Detail, sondern Ausdruck einer haushälterischen Verantwortung. Auch die Regulierungsflut gehört auf den Prüfstand. Eine Regulierungsbremse nach dem Prinzip «one in, one out» ist eine denkbare Antwort.
Gleichzeitig müssen wir Zürich fit für die Zukunft machen. Das heisst: Innovation stärken, Digitalisierung ermöglichen, Fachkräfte sichern. Der Zugang zu Talenten – aus dem In- und Ausland – bleibt für die Zürcher Wirtschaft essenziell. Wer den demografischen Wandel ernst nimmt, weiss: Wir brauchen alle, die mit anpacken wollen.
Auch unsere Energieversorgung verdient einen Realitätscheck. Die Klimaziele sind zwingend – nicht nur aus Verantwortung gegenüber kommenden Generationen, sondern auch, weil es sonst teuer wird. Doch wer sie erreichen will, muss Versorgungssicherheit und wirtschaftliche Tragbarkeit mitdenken. Es braucht Investitionen in die Stromproduktion und ein Stromabkommen mit der EU – statt Technologieverbote und neue Abhängigkeiten.
Die Beziehungen zur EU sind und bleiben von entscheidender Bedeutung für unsere Wirtschaft. Das neue Vertragspaket des Bundesrats bietet eine pragmatische Perspektive. Es sichert den diskriminierungsfreien Zugang zum Binnenmarkt und stärkt unseren Forschungs- und Innovationsplatz. Die Kritiker sprechen von fremder Regulierung – die Fakten sprechen eine andere Sprache: Keine automatische Übernahme, kein institutioneller Rahmen, keine Souveränitätsabgabe. Unsere Zukunft gestalten wir nicht mit Parolen, sondern mit Haltung und Handlungsbereitschaft. Wer Wohlstand erhalten will, muss dafür arbeiten – wirtschaftlich, gesellschaftlich und politisch. Dafür setzen wir uns ein – als Zürcher Handelskammer. Mit Überzeugung, Verantwortung und mit einem klaren Blick nach vorn.