Jacqueline Fehr ist seit 2015 Regierungsrätin des Kantons Zürich und leitet die Direktion der Justiz und des Innern. Die SP-Politikerin war zunächst als Sekundarlehrerin tätig, bevor sie als selbstständige Organisationsberaterin und Projektleiterin arbeitete. Politisch engagierte sie sich von 1991 bis 1998 im Zürcher Kantonsrat und von 1998 bis 2015 im Nationalrat. Von 2008 bis 2015 hatte Fehr den Posten der Vizepräsidentin der SP Schweiz inne. 2021/22 amtierte sie als Regierungspräsidentin des Kantons Zürich.
Frau Regierungsrätin, welches Thema beschäftigt Sie derzeit als Vorsteherin der Direktion der Justiz und des Innern am meisten?
Die politische Gegenwart lehrt uns vor allem zweierlei. Erstens: Ein intakter Rechtsstaat ist unschätzbar wichtig – aber er ist keine Selbstverständlichkeit. Er ist verletzlich. Darum ist es elementar, dass wir den Rechtsstaat pflegen und schützen. Zweitens: Wir brauchen Verbündete! Zu glauben, wir könnten uns im globalen Kräftemessen selbständig behaupten, halte ich für eine Selbstüberschätzung. Unsere natürliche Verbündete ist die EU – deshalb brauchen wir ein geregeltes Verhältnis zu ihr.
Wenn Sie Königin von Zürich wären, was würden Sie als erstes zu Gunsten des Wirtschaftsstandorts Zürich entscheiden?
Das Beste für den Wirtschaftsstandort (und überhaupt den Standort) Zürich ist, dass es hier keine Königin gibt. Eine funktionierende Demokratie ist nicht nur, aber auch ein Standortvorteil – weil sie mithilft, dass sich die Menschen zugehörig fühlen, sich beteiligen und mit dem Gemeinwesen identifizieren. Unser Land – und damit auch unsere Wirtschaft – gedeihen, wenn wir sie gemeinsam weiterentwickeln. Indem wir zum Beispiel die Klimapolitik forcieren und die Beziehungen zur EU stabilisieren.
Wie finden Sie Ausgleich zu Beruf und Politik?
Ich mache keine wasserdichte Trennung zwischen Beruf und Freizeit. Meine Möglichkeiten zu nutzen, um die Verhältnisse zu gestalten und einen Beitrag zu einer besseren Welt zu leisten: Das war und ist meine Leidenschaft. Dass ich diese zum Beruf machen konnte, empfinde ich als grosses Privileg – und als Verantwortung, die ich sehr ernst nehme. Ausserdem mag ich frische Luft und Bewegung – beim Wandern in den Bergen oder beim Joggen um Winterthur.