Markus Eicher, CEO ELEX: «Eine gute Vernetzung ist in Zeiten wie diesen noch wichtiger.»

Der Hidden Champion aus Schwerzenbach

Die Firma ELEX entwickelt riesige Filteranlagen zur Reduktion von industriellen Rauchgas-Emissionen. Mit weltweit über 7000 realisierten Anlagen ist das Zürcher Oberländer Umwelttechnologie-Unternehmen international führend. CEO Markus Eicher erläutert, wie er die Zukunft sieht und was ihn am Standort Zürich so begeistert.

In einem unscheinbaren Bürogebäude, nur einen kurzen Fussmarsch vom Bahnhof Schwerzenbach entfernt, ist die Firma ELEX beheimatet. Hinter der farblosen Fassade schlummert ein «Hidden Champion», wie CEO Markus Eicher selbstbewusst sagt. «Wir sind ein in der Schweiz eher unbekanntes, allerdings weltweit erfolgreich tätiges KMU.» ELEX mit ihren rund 100 Mitarbeitenden ist seit 1934 darauf spezialisiert, Rauchgase zu filtern; in der Zementindustrie, in der Stahlindustrie oder bei Kehrichtverbrennungsanlagen (KVA) und Biomasse-Kraftwerken. Dafür entwickelt das Unternehmen innovative Technologien, mit welchen ihre Kunden rund um die Welt ihre Emissionen reduzieren und einen grossen Beitrag zu sauberer Luft und einer lebensfähigen Umwelt beitragen. So natürlich auch in der Schweiz. Eben wurden die KVA in Bazenheid und Trimmis durch ELEX modernisiert, aktuell sind die KVA in Niederurnen und im zürcherischen Hagenholz in Arbeit.

Die Anlagen werden komplett vom Engineering-Team der ELEX entwickelt und auf den spezifischen Einsatzfall ausgelegt. Die Produktion der Teile übergibt ELEX an Partner-Unternehmen. «Wir liefern quasi die IKEA-Anleitung», meint Eicher vereinfachend und fügt an: «Die Bauteile und Anlagen lassen wir auf der ganzen Welt und unter Aufsicht unserer eigenen Bauleiter durch lokale Partner realisieren.» Mit in der 90-jährigen Firmengeschichte weltweit über 7000 realisierten Anlagen ist das Zürcher Oberländer Umwelttechnologie-Unternehmen bei der internationalen Kundschaft fest etabliert. Neben Kunden aus der Schweiz und Europa kommen die Technologien des Unternehmens auch an aussergewöhnlichen Orten wie Turkmenistan oder auf den Bermudas zum Einsatz – wahrlich ein global tätiger «Hidden Champion».

Der klassische KMU-Spirit

Müsste Markus Eicher die ELEX als marktgängiges Produkt beschreiben, wäre sie seiner Meinung nach eine Schweizer Präzisions-Uhr. Bei dieser seien alle Einzelteile gleich wichtig – das Uhrwerk, das Zifferblatt oder die Zeiger. So sei es auch bei ELEX: «Alle Mitarbeitenden haben zwar ihre spezifische Funktion, tragen aber alle die Verantwortung für das Ganze.» Dieser «klassische KMU-Spirit, bei dem alle Eigenverantwortung übernehmen», gepaart mit modernen Anstellungsbedingungen und der Sinnhaftigkeit eines Umwelttechnologie-Unternehmens, unterscheidet ELEX laut Eicher von der Konkurrenz. Gerade aufgrund der Stellung als international tätiges Umwelttechnologie-Unternehmen könne ELEX vor allem jüngeren Leuten das anbieten, wonach sie suchten: «Junge Ingenieure und Berufsleute wollen Sinnhaftigkeit», sagt Eicher. Den zwischenzeitlich omnipräsenten Fachkräftemangel und das Ringen um qualifizierte Talente kennt ELEX glücklicherweise kaum.

«Instabilitäten sind das neue Normal»

Was Eicher hingegen umtreibt, sind die weltpolitischen und wirtschaftlichen Instabilitäten, allen voran der Krieg in der Ukraine. «Die Embargos sind knallhart», sagt der ELEX-CEO und merkt im Zusammenhang mit Russlands Angriff auf die Ukraine weiter an: «Wir mussten halbfertige Baustellen verlassen. Eigentlich absurd, da die nun ungefilterten Industriegase einfach das weltweite Klima belasten.» In Anbetracht der aktuellen wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen geht Markus Eicher nicht davon aus, dass es auf der weltpolitischen Bühne in absehbarer Zeit zu einer Entspannung kommt. Ganz im Gegenteil: Eicher befürchtet, dass «die Instabilitäten das neue Normal» sind. Zum Leidwesen des wirtschaftlichen Erfolgs. Denn Instabilitäten führen zu Unsicherheiten. «Und Unsicherheiten führen immer zu zurückhaltender Investitionstätigkeit», sagt Eicher.

Pioniergeist aus Schwerzenbach

Umso wichtiger sind die guten Rahmenbedingungen am Standort Zürich. «Wir sind nicht hinten links im Niemandsland», meint Eicher schmunzelnd und fügt an: «Wir haben eine unheimlich gute Verkehrsanbindung, ein hohes Potenzial an Fachkräften und international renommierte Hochschulen und Institute.» Zudem führten Organisationen wie die Zürcher Handelskammer Unternehmen verschiedener Branchen zusammen. «Eine gute Vernetzung ist in Zeiten wie diesen noch wichtiger.» Dass am Standort Zürich, wo Wissenschaft und Wirtschaft Hand in Hand gehen, Grosses entstehen kann, zeigt die Firma Alnewa – ein neu gegründetes Joint-Venture der ELEX mit der oxytec AG, einem ebenfalls in Zürich ansässigen Technologie-Unternehmen. In Zusammenarbeit mit KMU und Innovation Zurich – dem Innovations-Förderprogramm des Kantons Zürich – sowie den Fachhochschulen in der Nähe entwickelte die Firma Alnewa einen «revolutionären Ansatz», um in eigens entwickelten Plasma-Anlagen aus CO2 Brennstoff zu produzieren. «Damit können wärmeintensive Prozesse wie das Brennen von Zement defossiliert und sauberer betrieben werden», erklärt Eicher mit Stolz und meint weiter: «Ein grosser Beitrag zum Netto-Null-Klimaziel.» Das zeigt: Nicht nur Hochschulen und Startups können Innovationen hervorbringen. Gerade KMU sind wichtige Treiber von Entwicklungen und des Fortschritts. Zürich tut gut daran, die guten Rahmenbedingungen weiterzuentwickeln, damit insbesondere KMU auch zukünftig die besten Voraussetzungen vorfinden, um ihren Pioniergeist voll zu entfalten.

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