Digitalisierung im Export hilft Risiken einschränken

Zürich - Die Corona-Krise verstärkt die Risiken im Auslandsgeschäft. Viele Firmen reagierten mit einer Digitalisierung des Geschäfts und der Diversifizierung der Risiken, hat ein ZHK-Lunch Talk gezeigt. Organisationen wie Switzerland Global Enterprise und die Exportrisikoversicherung SERV helfen.

Die Corona-Krise hat den Schweizer Aussenhandel merkbar schrumpfen lassen. Laut einer Umfrage des offiziellen Aussenwirtschaftsförderers Switzerland Global Enterprise (S-GE) leiden 70 Prozent der exportierenden KMU unter einem Einbruch der Nachfrage. 60 Prozent beklagen eine fehlende Planungssicherheit. Mehr als ein Drittel der befragten KMU rechnet damit, dass die Krise bis zu zwölf Monate anhält. 

Die Umfrage zeige aber auch, wie die exportierenden KMU auf die Krise reagierten, sagte Alberto Silini, Head of Consultancy bei S-GE, am Lunch Talk der Zürcher Handelskammer (ZHK) am Dienstag. 43 Prozent wollten die Digitalisierung vorantreiben und 32 Prozent die Risiken diversifizieren, während sich 14 Prozent nach neuen Beschaffungsquellen oder Produktionsstätten umschauen. Silini verwies unter anderem auf die digitale Messe, die der Uzwiler Mühlenspezialist Bühler erfolgreich durchgeführt hat. „S-GE bietet inzwischen ähnliche Formate an“, so Silini. Wichtig sei aber auch, sein Geschäftsmodell und die Wertschöpfungsketten zu überdenken. So gingen viele Unternehmen derzeit raus aus China und rein in andere asiatische Länder wie Vietnam. Zentral sei es auch, die eigenen Märkte zu beobachten und Risiken und Chancen zu antizipieren.

Auch die Schweizerische Exportrisikoversicherung SERV spüre die Krise. Sie erhalte deutlich mehr Anfragen und neu auch aus Branchen, die sich bisher nicht für eine Absicherung des Exportgeschäfts durch den Bund interessiert hätten, sagte Carsten Böhler, Head of Acquisition & Representation der SERV. Der öffentlich-rechtliche Exportversicherer habe reagiert. So könnten bis Ende 2021 neu auch Exportgeschäfte in Märkten mit hohen Einkommen wie der EU, Japan und den USA über die SERV abgesichert werden. Zugleich werde der Deckungssatz für Liquiditätsprodukte von 80 auf 95 Prozent angehoben und der Mindestanteil der Schweizer Wertschöpfung am Auftragsvolumen von 50 auf 20 Prozent gesenkt.

Die Krise habe sich auch in den Währungskursen abgebildet, so Christoph Leuenberger von der Credit Suisse. Die Zinssenkungen der amerikanischen Zentralbank hätten den Dollar geschwächt, der Franken wiederum habe wie oft in Krisenzeiten aufgewertet. „Unsere wichtigste Erkenntnis dieses Jahr: Der Umgang mit Risiken muss frühzeitig geplant werden“, so Leuenberger.

Auch die ZHK selber spürt die Krise. Sie rechne für 2020 bei der Beglaubigung von Ursprungszeugnissen mit einem Rückgang von 15 Prozent, bei den Carnet ATA sogar um mindestens 50 Prozent, sagte Regine Sauter. Die ZHK-Direktorin und Zürcher FDP-Nationalrätin verwies auch auf die politische Dimension: „Der freie Handel ist immer ein Erfolgsfaktor der Schweizer Wirtschaft gewesen.“ Umso wichtiger sei es, den diskriminierungsfreien Zugang zum EU-Binnenmarkt zu sichern, den Weg zu neuen sektoriellen Abkommen mit der EU zu öffnen und verlässliche Freihandelsabkommen zu schliessen, etwa mit dem südamerikanischen Staatenblock Mercosur. Im internationalen Geschäft komme es auf Verlässlichkeit an, so Regine Sauter. stk

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