Zürich – Happy City durch künstliche Intelligenz?

Gedanken der ZHK-Direktorin Regine Sauter zum neuen Jahr aus Anlass des New Year’s Get Together der Zürcher Handelskammer vom 8. Januar 2019

Zum neuen Jahr wünsche ich Ihnen alles Gute und viel Glück. 

Ganz viel Glück – das haben wir uns in den letzten Tagen alle gegenseitig gerade wieder gewünscht. Bei schriftlichen – also natürlich elektronischen – Grüssen sogar versehen mit dem vierblättrigen Glücksklee-Emoticon. 

Glück – das wünschen wir uns auch selber für unser Leben. Dabei ist „Glück“ etwas schwierig zu Definierendes, nicht jeder versteht das Gleiche darunter oder ist unter denselben Umständen glücklich wie jemand anderes. Relativ einfache Erklärungen halten ja die „Beipackzettel“ in Feuersteinen bereit; ebenso die Weisheiten, die man in Glückskeksen findet – die interessanterweise auf Englisch „Fortunecookies“ heissen, auch gleichbedeutend mit Schicksal oder Zufall. Auch die Jahreshoroskope in den Illustrierten teilen uns regelmässig mit, ob wir im nächsten Jahr mit eher viel oder eher weniger Glück rechnen dürfen. 

Ungeachtet schwieriger Erklärungsversuche zählen sich die Schweizerinnen und Schweizer aber dennoch zu den glücklichsten Menschen der Welt – im sogenannten „World Happiness Report“ (jährlich vom Sustainable Development Solutions Network der Vereinten Nationen veröffentlicht) rangiert unser Land immer auf den vordersten Plätzen. Offenbar antworten wir auf die Frage „sind Sie glücklich?“ mehrheitlich mit Ja. Das ist schön und darüber dürfen wir uns auch freuen. Man sollte sich dennoch ein paar Gedanken dazu machen. 

Als liberaler Mensch bin ich davon überzeugt, dass Glück sehr viel mit Freiheit zu tun hat. Glück geht nicht ohne Freiheit. Und dabei meine ich nicht nur physische Freiheit. Dass jemand, der in einem Gefängnis sitzt, nicht gerade zu den glücklicheren Menschen gehört, ist leicht nachvollziehbar. Genauso wichtig jedoch ist geistige Freiheit, intellektuelle Freiheit, emotionale Freiheit. Die Möglichkeit, frei denken, selber gestalten, Gelegenheiten wahrnehmen zu können, etwas aus seinen eigenen Fähigkeiten machen zu können, das ist die Basis dafür, glücklich werden zu können. 

Unternehmertum, kulturelle Vielfalt, menschlich wertvolle Beziehungen entstehen dort, wo es Offenheit gibt, wo die Freiheit des Denkens besteht. Wir brauchen die Chance, Entdeckungen zu machen und etwas auszuprobieren, aber auch einmal fallieren zu können. Und es muss uns er-laubt sein, den Unterschied zwischen gut und schlecht, schön und hässlich, befriedigend oder langweilig selber erfahren oder sogar definieren zu können.

Wo Grenzen vorhanden sind – mentale und physische – wo es Kontrolle gibt, Vorschriften und Verbote, entstehen selten gute, spannende, überraschende, erfolgreiche, bereichernde, letztlich glücklich machende Dinge, Werke, Ideen oder Begegnungen.

„Jeder ist seines Glückes eigener Schmied“ – das mag zwar etwas defätistisch tönen, oder auch egoistisch. So muss man es aber nicht verstehen. Es bedeutet vor allem, dass man die Verantwortung für sein Glücklichsein nicht abschieden darf. Eine freiheitliche Gemeinschaft traut ihren Mitgliedern zu, diese Verantwortung wahrnehmen zu können. Und ein liberaler Staat erlässt deshalb auch nur dort Regeln, wo sie zum Schutz der Freiheit seiner Bürger nötig sind. Für das Glück müssen diese selber sorgen, und sie können es auch, weil sie die Freiheit dafür haben. 

Die Schweiz bietet einen guten Boden dafür, glücklich zu werden. Bewahren wir uns die Freiheit, die dies ausmacht, und sorgen somit dafür, dass die Grundvoraussetzung für Glück weiterhin gegeben ist. 

Was Sie daraus machen, ist eine andere Geschichte – hoffentlich das Beste! Das wünsche ich Ihnen!

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