Nach einer Einigung im Zollstreit mit den USA senkt Washington die Strafzölle auf Schweizer Waren von 39 auf 15 Prozent. Für die Industrie im Kanton Zürich, deren Exporte in die USA jährlich rund 2 Mrd. Franken ausmachen, bedeutet dies eine spürbare Entlastung. Doch die Unsicherheit ist nicht vorbei. Und klar ist auch: Selbst 15 Prozent Strafzoll sind immer noch zu hoch – hier braucht es weitere Anstrengungen, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Deshalb müssen wir unsere Hausaufgaben am Standort Zürich jetzt konsequent anpacken. Die Trendanalyse des Kantons zeigt: Neben geopolitischen Spannungen belasten eine steigende Regulierungsdichte, das ungeklärte Verhältnis Schweiz-EU und ein sich verschärfender Arbeitskräftemangel die Standortattraktivität. Die Alterung der Bevölkerung wird die Zahl der verfügbaren Arbeitskräfte weiter reduzieren – 2029 wird es im Kanton Zürich rund 16 Prozent mehr 65-Jährige als 20-Jährige geben. Die Herausforderungen sind strukturell, nicht zyklisch.
In diese Lage fällt die Budgetdebatte im Dezember im Kantonsrat. Der Zeitpunkt ist richtig, um den Standort zu entlasten und zugleich zukunftsfähig zu machen. Denn der Kanton Zürich erzielt Jahr für Jahr Überschüsse. 2025 dürften es gemäss der Finanzverwaltung gegen 700 Mio. Franken werden. Diese Gelder stehen den Steuerzahlenden zu. Angesichts des hohen Überschusses fordert die ZHK die Fraktionen der Mitte und der GLP im Kantonsrat auf, den Antrag der SVP und FDP für eine Senkung des Steuerfusses von fünf Prozentpunkten zu unterstützen. Dies stärkt den Wirtschaftsstandort Zürich und kann die Folgen der US-Strafzölle abfedern. Steuersenkungen allein genügen jedoch nicht, um die US-Strafzölle abzufedern und den Wirtschaftsstandort Zürich zu entlasten. Die ZHK hat deshalb einen Massnahmenplan vorgelegt.
1. Netto-Null-Bürokratie: Der Kanton setzt sich das Ziel «Netto Null Bürokratie» gegenüber den Unternehmen.
2. Digitalisierung: Die Digitalisierung der Verwaltungsprozesse ist in allen Departementen und auf allen Stufen mit Hochdruck zu beschleunigen.
3. Steuern: Der Kanton schreibt Jahr für Jahr Überschüsse – im Jahr 2024 waren es 150 Mio. Franken. Im anstehenden Budgetprozess ist der Steuerfuss um fünf Prozentpunkte zu senken.
4. Gebühren: Sämtliche vom Kanton erhobenen Gebühren werden katalogisiert und einer Überprüfung unterzogen.
5. Konkurrenz durch Staatsbetriebe: Mehr Transparenz über Beteiligungen und Marktverzerrungen ist zwingend.
Die Budgetdebatte ist der Moment, an dem sich zeigt, ob die Politik die strukturellen Herausforderungen ernst nimmt. Die Zürcher Wirtschaft ist international exponiert, innovationsstark – aber auch abhängig von stabilen Rahmenbedingungen. Die Zoll-Einigung nimmt Druck weg, aber sie ersetzt keine aktive Standortpolitik. Es braucht jetzt Entscheide, die den Wirtschaftsraum Zürich langfristig stärken. Die Spielräume sind vorhanden. Der Kantonsrat soll sie nutzen – für einen starken Standort Zürich.

