Die Firma Sirenity hält ihre Generalversammlung ab. «Wir wollen faire Preise für die Kundinnen und Kunden, faire Löhne für die Mitarbeitenden und faire Bedingungen in der Herstellung unserer Produkte», sagt CEO Cecile Petarra gleich zu Beginn. Um der Konkurrenz im Parfummarkt stets einen Schritt voraus zu sein, setze Sirenity auf Innovation. Gerade jüngst habe das Unternehmen spezielle Düfte entwickelt, kündet Cecile Petarra an. Die Vision sei, «Beauty» mit «Responsabilty» zu verbinden – getreu dem Motto des Unternehmens: «Beautifully you - Responsibly true». Trotz hoher Qualität strebe das Unternehmen tiefe Preise an, damit viele Menschen sich die Produkte leisten könnten. Zudem werde Sirenity in Wohltätigkeitsprojekte investieren, sobald die finanzielle Lage stabil genug sei.
Neue Perspektiven eröffnen
Sirenity ist ein fiktives Unternehmen, Cecile Petarra ist im echten Leben nicht CEO, sondern Gymnasiastin an der Kantonsschule Zürich Nord. Sie besucht die 5. Klasse, 2026 wird sie die Matura absolvieren – genau wie die anderen ihrer rund 30 Schulkolleginnen und -Kollegen, die im November 2024 an einer der rund 26 jährlichen Wirtschaftswochen teilgenommen haben, die von der Zürcher Handelskammer (ZHK) und der Non-Profit-Organisation wirtschaftsbildung.ch angeboten werden. Die Wirtschaftswoche fand am Flughafen Zürich statt, geführt von ZHK-Projektleiterin Linda Roth sowie den Spielleitern Reto Ammann, Klassenlehrer an der Kantonsschule Zürich Nord, und Teddy Graf, Verwaltungsratspräsident der Ergon Informatik. Aufgabe der Spielleiter ist, die Jugendlichen zu coachen und zu unterrichten.
Mitarbeitende der Flughafen Zürich AG unterstützten während der ganzen Woche ebenfalls tatkräftig. Mitte Woche gab Manuela Staub, Chief People & Communications Officer der Flughafen Zürich AG, Einblicke in unternehmerische Themen. Eine Botschaft war Manuela Staub besonders wichtig: «Mitarbeitende und eine gute Unternehmenskommunikation sind das Herzstück eines erfolgreichen Unternehmens.» Es habe sie gefreut, den Schülerinnen und Schülern die faszinierende Welt des Flughafens näherzubringen und ihnen einen persönlichen Einblick in ihre Rolle als Chief People & Communications Officer geben. «Ich hoffe, dass wir die Schülerinnen und Schüler inspirieren und ihnen neue Perspektiven eröffnen konnten – vielleicht sogar für eine zukünftige Karriere bei uns oder einem unserer Partnerunternehmen am Flughafen.»
Moderne Simulationssoftware als Basis
Sirenity ist bereits über 10-jährig – nun gilt es, die Firma neu zu positionieren. Ob der Schritt ins Ausland geplant sei, will ein Aktionär an der Generalversammlung wissen. CEO Cecile Petarra verneint: «Wir haben uns bewusst dagegen entschieden, ins Ausland zu expandieren. Wir gehen davon aus, dass die Konkurrenz dies macht – und wollen darauf fokussieren, unsere Kräfte im Inland zu bündeln und hier unsere Marktanteile zu erhöhen.»
Die Jugendliche schlüpfen in der Wirtschaftswoche in die Rolle von Geschäftsleitungen und leiten eigene Unternehmen. Dies gibt ihnen nicht nur einen praxisnahen Einblick in wirtschaftliche Zusammenhänge, sondern lässt sie auch unternehmerische Entscheidungen treffen und Strategien entwickeln. Basis für die Tätigkeiten der Schülerinnen und Schüler während der Wirtschaftswoche ist die webbasierte Unternehmenssimulation WIWAG. Die moderne Simulationssoftware von wirtschaftsbildung.ch zeigt realitätsnah, was es bedeutet, ein Unternehmen zu leiten. Und sie verlangt immer wieder Entscheidungen, die dann entsprechende Konsequenzen haben. In der Simulation übernehmen die Teilnehmenden die Leitung mehrerer konkurrierender Unternehmen, entwickeln Strategien und treffen Entscheidungen, die sich über fünf Geschäftsjahre erstrecken. Dabei lernen sie, auf dynamische Marktbedingungen zu reagieren und Verantwortung zu übernehmen. In der Wirtschaftswoche wird WIWAG während fünf Tagen gespielt und angereichert mit Inputthemen aus Wirtschaft und Gesellschaft sowie externen Referaten oder einer Betriebsbesichtigung. Die Jugendlichen werden während der Woche von erfahrenen Spielleiterinnen und Spielleitern betreut, die ihr Wissen und ihre Expertise ehrenamtlich weitergeben.
Ein erfahrener Spielleiter ist Teddy Graf, Gründer und Verwaltungsratspräsident der Zürcher Ergon Informatik AG. Ihn motiviere, den Jugendlichen praxisorientierte Einblicke in die Wirtschaftswelt zu geben. Auch im eigenen Unternehmen werde die Ausbildung von Fachkräften, im Wesentlichen Software-Ingenieure, grossgeschrieben. Bei einem Gesamtbestand von rund 400 Mitarbeitenden bilde Ergon Informatik stets zirka 16 Lernende aus. Begeistert ist Teddy Graf von der Simulationssoftware WIWAG. Sie biete auf spielerische Art und Weise eine ausgezeichnete Grundlage für die Wirtschaftswoche.
Der CCO muss Rückgrat beweisen
An der Generalversammlung von Sirenity läuft es derweil nicht wie von der Geschäftsleitung gewünscht. Ein Kleinaktionär – ein Mitschüler - ereifert sich, dass er in der Hoffnung auf eine gute Dividende in die Parfumfirma investiert habe. Bei all dem Gerede von Wohltätigkeit und Fairness sehe er nun aber seine Erträge davonschwimmen. CCO Arjav Pal Chaudhuri bleibt gelassen und entgegnet. «Wir werden wachsen und Erträge liefern, das ist sicher. Wir denken auch an unsere Aktionäre.» Ein anderer Aktionär will gehört haben, dass CCO Arjav Pal Chaudhuri ein Angebot der Flughafen Zürich AG habe – und er will wissen, ob er dies bestätigen könne. Arjav Pal Chaudhuri sagt: «Es ist korrekt, dass ein gutes Angebot vorliegt. Aber ich bleibe bei Sirenity. Ich liebe diese Firma und will dazu beitragen, dass sie wächst.»
Lukas Brosi, CEO Flughafen Zürich AG, sagt zur Wirtschaftswoche, die er und sein Team unterstützten: «Wir sind gerne Gastgeber für Wirtschaftswochen.» Dieses Projekt vermittle nicht nur wirtschaftliches Wissen, sondern stärke auch Teamarbeit, Problemlösungsfähigkeiten und unternehmerisches Denken – wichtige Kompetenzen für die Zukunft. «Die Wirtschaftswochen geben den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, die Komplexität und Relevanz wirtschaftlicher Themen hautnah zu erleben und die Bedeutung der Wirtschaft im täglichen Leben zu erkennen.» Damit könne sowohl unternehmerisches Denken als auch das Interesse an wirtschaftlichen Zusammenhängen gefördert und spielerisch erlernt werden. Diese Erfahrungen sind ein entscheidender Baustein für die persönliche Entwicklung der Schülerinnen und Schüler – und vielleicht sogar der künftigen Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger.
Arjav Pal Chaudhuri, eben noch CCO mit dem Rücken zur Wand, erzählt nach Abschluss der Generalversammlung, dass ihm die Wirtschaftswoche viel gebracht habe. «Ich hatte von der Berufswelt und von Finanzthemen nicht viel Ahnung. Nun war es etwas viel, aber sehr interessant.» In der Gruppe seien sie zu fünft gewesen, die während der Simulationen Sirenity hätten positionieren müssen. Wie verhält sich das Unternehmen punkto Nachhaltigkeit, in der Preispolitik, etc? Investiert die Firma ins Ausland – oder konzentriert sie sich auf den Heimmarkt in der Schweiz? Geschätzt habe er auch die Theorie-Einblicke und Einblicke in die Welt des Flughafens. Selbst möchte er Ingenieur werden. «Aber ich fand es sehr gut, Neues zu lernen – etwa auch zu präsentieren wie an der Generalversammlung.»