(CONNECT) Die USA erheben ab dem 1. Oktober Zölle von 100 Prozent auf Schweizer Pharma-Markenprodukte. Das ist ein weiterer Zuschlag auf den 36 Prozent-„Zollhammer" auf Schweizer Importe in die USA, so der Kreditversicherer Allianz Trade in einer Analyse. Generika und Unternehmen, die Produktionsstätten in den USA errichten, sind von der Zollregelung ausgenommen. Diese Ausnahmen sind bedeutend, da zwar 71 Prozent der 100 meistverkauften Markenmedikamente ausserhalb der USA hergestellt werden, viele Big Pharma-Firmen aber über Produktionsstätten in den USA verfügen oder diese errichten wollen. Schweizer Pharmafirmen haben zu diesem Zweck USA-Investitionen in Höhe von 73 Milliarden Dollar zugesagt, weltweit belaufen sich neue Big-Pharma-Investitionen in die USA auf 366 Milliarden Dollar.
Hoffnung macht ausserdem eine erhebliche Lagerbestandsakkumulation in den USA, da Importeure frühzeitig versucht haben, potenziellen Zöllen zuvorzukommen. Die Auswirkungen auf den effektiven Zollsatz werden somit erst einmal gering sein, prognostiziert Allianz Trade. „Die gute Nachricht ist, dass sich die Auswirkungen vermutlich dank Ausnahmeregelungen und bereits bestehenden Produktionskapazitäten in den USA in Grenzen halten dürften. Zudem dürften viele Unternehmen Lieferungen vorgezogen und Importeure die Lager gefüllt haben, um so den Zöllen zuvorzukommen. Mit den angestrebten Meistbegünstigungspreisen ziehen allerdings schon weitere dunkle Wolken am Pharmahimmel auf", wird Jan Möllmann zitiert, CEO von Allianz Trade Switzerland.
Meistbegünstigungspreise, ein zentrales Ziel der US-Regierung, deckeln Preise für Markenmedikamente und vermeiden so, dass Zoll- oder Kostenerhöhungen an den Endverbraucher weitergegeben werden. Schweizer Pharmaunternehmen können somit nicht von ihrer Preissetzungsmacht bei patentierten Medikamenten profitieren und kommen unter erheblichen Margendruck.
Schweizer Pharmaimporte hatten 2024 einen Wert von 35,4 Milliarden Dollar, das sind 3,8 Prozent des Schweizer Gesamt-Bruttoinlandprodukts. Unsicherheiten über Ausnahmeregelungen, Veränderungen in der US-Politik, die US-Meistbegüngstigungsklausel und die gedrückten Pharmamargen kreieren mittelfristig wirtschaftliche Abwärtsrisiken, schlussfolgert Allianz Trade. ce/ja