Anpassung an Klimawandel eröffnet Chancen

Zürich - Die Auswirkungen des globalen Klimawandels betreffen die Schweizer Wirtschaft mindestens ebenso sehr wie der Klimawandel innerhalb der Schweiz. Doch die Anpassung an den Klimawandel öffnet auch Chancen, so das Fazit einer Veranstaltung der Zürcher Handelskammer.

Der Klimawandel hat begonnen, er kann bestenfalls noch abgebremst worden. Dabei hat der Klimawandel ausserhalb der Schweiz mindestens ebenso grosse Auswirkungen auf die Wirtschaft hier wie der Klimawandel innerhalb der Schweiz selbst. Darauf wies Madeleine Guyer von INFRAS am Lunch Talk der Zürcher Handelskammer zum Thema Klimawandel – Chancen und Herausforderungen für Unternehmen hin. Guyer leitet eine Studie, welche innerhalb von zwei Jahren die Folgen des globalen Klimawandels für die Schweizer Wirtschaft aufzeigen soll. 

Die Schweiz und gerade auch der Wirtschaftsraum Zürich seien aufgrund ihrer globalen Vernetzung anfällig für den Klimawandel in anderen Ländern. So könnten klimabedingte Ereignisse internationale Lieferketten zerreissen, sagte Guyer. Dies hätten Autobauer und Computerhersteller weltweit erleben müssen, als in Thailand 2011 nach heftigen Regenfällen Fabriken unter Wasser standen. Die Dürre 2018 habe den Rhein als Transportweg unterbrochen, einzelne Schweizer Unternehmen konnten ihre Vorprodukte nicht mehr einführen oder ihre Erzeugnisse nicht mehr ausführen. Der Klimawandel könne aber auch Chancen bieten für Anbieter von Gütern oder Dienstleistungen, die für die Anpassung an den Klimawandel gebraucht würden.

Solche Chancen hat Climatex genutzt, ein Anbieter von nachhaltigen Textilien, der aus der Wädenswiler Traditionsfirma Gessner hervorgegangen ist. Climatex setzt auf Kreislaufwirtschaft und gehört zu den ersten Anwendern von Cradle to Cradle. Das Konzept wurde von Michael Braungart und William McDonough entwickelt und erlaubt die Nutzung der Materialien in einem steten Kreislauf oder ihre schadlose Rückführung in die Natur. „Eine solche Kreislaufwirtschaft ist ein wesentlicher Beitrag zur Entschleunigung des Klimawandels“, sagte Climatex-CEO Fredy Baumeler. Climatex stellt Textilien her, deren Fasern wiederverwendet werden können. Möbelhersteller setzten sie bereits erfolgreich ein, erste Autobauer seien gefolgt. Auch die Bekleidungsindustrie könne eines Tages zum ebenso ökologischen wie nutzerfreundlichen Material greifen.

Der Umgang mit dem Klimawandel geht nicht nur Pioniere wie Climatex an. Immer mehr Unternehmen interessieren sich dafür, was sie konkret tun könnten. Jürgen Schulz hat deshalb 2017 die Klimaplattform der Wirtschaft Zürich ins Leben gerufen. Er konnte dabei auf Erfahrungen mit einer ähnlichen Veranstaltungsreihe zurückgreifen, die er 2006 in Bern initiiert hatte. Rund drei Mal im Jahr zeigt die Plattform an Business Lunches auf,  wie Unternehmen ihre Nachhaltigkeit verbessern können. Die nächste Veranstaltung am 10. April geht auf nachhaltige Anerkennungs- und Anreizsysteme ein.

Zu den Kooperationspartnern der Klimaplattform gehört auch die Zürcher Handelskammer. „Als Handelskammer setzen wir auf liberale und marktwirtschaftliche Instrumente“, sagte ZHK-Direktorin und FDP-Nationalrätin Regine Sauter. Dazu gehörten Innovationen, aber auch die Kostenwahrheit. Subventionen und staatliche Industriepolitik dagegen schüfen falsche Anreize. stk

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