Energieeffizienz im Elefantenpark – wie die Schweizer Wirtschaft ihren Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leistet

Mit einem breiten Instrumentarium versucht die Schweizer Politik, die CO2-Emissionen zu reduzieren und damit die gesetzten Klimaziele zu erreichen. Einen wesentlichen Beitrag dazu leisten die Schweizer Unternehmen, wie am Lunch Talk der ZHK von Ende September deutlich wurde.

«Die Nutzung von Energie erleichtert unser Leben, sei es zum Heizen oder auch zur Herstellung von Konsumwaren und Dienstleistungen» hielt Regine Sauter am Lunch Talk der Zürcher Handelskammer (ZHK) fest. Der steigende Energiebedarf gehe mit wirtschaftlichem Aufschwung einher. «Allerdings lässt sich daraus nicht schlussfolgern, dass wir desto fortschrittlicher sind, je mehr Energie wir verbrauchen», fügte die ZHK-Direktorin und FDP-Nationalrätin hinzu. Es gebe im Gegenteil viele Gründe, um mit Energie effizient umzugehen. Energie sei teuer und gewisse Energiequellen seien nicht unerschöpflich. Unklar sei jedoch, ob der Preis für Energie mit Blick auf mögliche Umweltauswirkungen – insbesondere CO2-Emissionen – genügend hoch sei. Es gehe darum, mit Kostenwahrheit dafür zu sorgen, dass negative Umweltauswirkungen einen Preis erhalten. Im Vordergrund stehen liberale Instrumente wie Lenkungsabgaben, die vollständig zurückerstattet würden, Emissionshandelssysteme sowie Zielvereinbarungen.

«Netto-Null»-Ziel wichtiger als Energiestrategie

Aus Sicht von Bastien Girod, Nationalrat der Grünen und Business Developer, zielt der gesellschaftliche Druck auf «Netto-Null», also dass unter dem Strich keine Treibhausgase mehr ausgestossen werden. Dieses Ziel werde damit wichtiger als die Energiestrategie 2050. Denn die Folgen steigender Temperaturen würden auch in der Schweiz vermehrt sichtbar. Soll der Temperaturanstieg auf 1.5 Grad beschränkt werden, müsse weltweit ums Jahr 2050 «Netto-Null» erreicht werden. Anschliessend müsste CO2 sogar überkompensiert, also der Atmosphäre wieder entzogen werden. Bastien Girod zeigte auf, mit welchen Instrumenten die Schweiz dieses Ziel erreichen möchte. Diese reichen von Grenzwertvorschriften für Neuwagen, der Teilnahme an internationalen Emissionshandelssystemen, CO2-Abgaben und Subventionssysteme wie dem Gebäudeprogramm bis zu Zielvereinbarungen. Mit der laufenden Revision des CO2-Gesetzes seien zudem Ergänzungen absehbar. Er wies darauf hin, dass die ökonomisch «richtige» Massnahme einer vollständig zurückerstatteten Lenkungsabgabe am wenigsten populär sei. Mit Blick auf den breiten Instrumentenkasten hält Girod fest: «Wir sind in der Schweiz gut unterwegs».

Erfolgsreiche Zielvereinbarungen

Die Energieagentur der Wirtschaft (EnAW) wirkt seit 2001 als Intermediär zwischen Behörden und Unternehmen. Die Geschäftsführerin der EnAW, Jacqueline Jakob, zeigte auf, wie Unternehmen mit hohem CO2-Ausstoss mittels Zielvereinbarungen einerseits ihren Energieverbrauch reduzieren können und andererseits ihre CO2-Abgaben zurückerhielten. Der Beratungsprozess beginne mit einem umfassenden Energie-Check-up, der anschliessend zu einer Zielvereinbarung führe. In der laufenden Periode 2013-2020 haben EnAW-Zielvereinbarungen zu einer Einsparung von einer halben Million Tonnen CO2 geführt. Insgesamt haben die beteiligten Unternehmen die Vorgaben sogar übererfüllt. Als besonders wertvoll bezeichnete Jacqueline Jakob den Kulturwandel, der in Unternehmen zu beobachten sei.

Vielfältiger Massnahmenmix im Zoo Zürich

Als Unternehmen, das von den Beratungsleistungen der EnAW profitierte, stellte Zoo-Direktor Alex Rübel «seinen» Zoo Zürich vor. Der Zoo Zürich setze sich für den Erhalt von Lebensräumen von Tieren ein, weshalb das entsprechende Engagement selbstverständlich sei. Bezüglich CO2-Ausstoss sei der Zoo bereits heute ein «Netto-Null-Betrieb». Dies erreiche man einerseits mit dem Bezug von Öko-Strom sowie mit dem Einsatz von Wärmepumpen. Wert werde aber auch auf die Verwertung von Regen- und Grauwasser gelegt oder auf die Vermeidung von Plastik. Alex Rübel präsentierte die CO2-Bilanz seines Unternehmens, welche mit der Methode des Greenhouse Gas Protocols ermittelt wurde. Die entsprechenden Fortschritte sind eindrücklich. So konnte beispielsweise der CO2-Ausstoss für die Beheizung von 800 Tonnen CO2 auf 120 Tonnen reduziert werden. Keinen Einfluss hat der Zoo hingegen auf die Anreise der Besucher – der mit Abstand gewichtigste Posten für den CO2-Ausstoss. Hier hofft Rübel auf eine rasche Realisierung der geplanten Gondelbahn, die den Zoo mit dem Bahnhof Stettbach verbinden soll.

In der abschliessenden Diskussion zeigte sich, dass die Schweizer Bemühungen wirkungslos verpuffen, wenn global nicht genügend Anstrengungen getätigt werden. Umso wichtiger sei es, dass sich die Schweiz im Bereich der Forschung zu Gunsten von neuen und CO2-minimierenden Technologien profiliere.

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