Coface schätzt Risiken für die Schweiz höher ein

Zürich/Paris - Kreditversicherer und Risikomanager Coface hat in seiner Risikobewertung von Nationen und Sektoren im dritten Quartal 2022 acht Länder herabgestuft, darunter die Schweiz und Luxemburg. Das Q3-Barometer orientiert sich an geringeren Erwartungen für das Wachstum des Bruttoinlandprodukts durch die Energiekrise.

Das Risiko-Barometer für Länder und Sektoren im dritten Quartal 2022 von Coface zeichnet ein eher düsteres Szenario für die Weltwirtschaft. Der Kreditversicherer und Risikomanager, der seinen Hauptsitz in Paris hat und in der Schweiz von Zürich und Lausanne aus agiert, korrigierte seine weltweite Wachstumsprognose für 2023 deutlich nach unten. Laut einer Medienmitteilung dürfte sie wie in den Jahren 2001, 2008, 2009 und 2020 unter 2 Prozent liegen. Weil sich die Energiekrise verschärfe und zwangsläufig negativ auf die Produktion und das Bruttoinlandprodukt auswirken werde, beträfen die meisten Herabstufungen der Länderrisikobewertung im dritten Quartal erneut die europäischen Volkswirtschaften. 

Kurzfristig scheine sich die Wirtschaft auf eine Stagflation einzustellen, die von fast keinem Wachstum bei gleichzeitig rasch steigenden Preisen gekennzeichnet ist. Für acht Länder wurde deshalb die Risikobewertung aus dem zweiten Quartal herabgesetzt. Darunter befinden sich auch drei der vier Länder, bei denen Coface das Risiko bislang als sehr gering eingeschätzt hatte: die Schweiz, Luxemburg und Dänemark. Das vierte Land, Norwegen, bleibt als Gaslieferant auf A1. Ausserdem wurden Italien, Zypern, Malta, Ägypten und Chile niedriger eingestuft. 

Darüber hinaus setzte Coface die Aussichten für 49 Wirtschaftssektoren niedriger an als noch im zweiten Quartal. Die Hälfte davon sind energieintensive Branchen. Dies verdeutliche die „klare Verschlechterung der Bedingungen in konjunktursensiblen Sektoren“ wie dem Baugewerbe, der Metall- und Holzindustrie nicht nur in Europa, sondern in einer Vielzahl von Ländern. In der Schweiz ist das Risiko besonders im Chemie- und Energie-Sektor gestiegen. Für die Pharmaindustrie bleibt das Risiko weiterhin gering.

Auch die weit verbreitete Straffung der Geldpolitik, um die Abwertungen der Währungen gegenüber dem Dollar zu stoppen, trübt laut Coface die Aussichten dieser Branchen. Zudem stellten Zielkonflikte einen explosiven Cocktail für die öffentlichen Finanzen dar. Diese Zielkonflikte beziehen sich auf Zentralbanken, die einerseits die Inflation bekämpfen wollen, und Regierungen, die andererseits mit einer Vielzahl von Massnahmen Haushalte und Unternehmen stützen. mm

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