Schweiz ist der Globalisierungsgewinner

Gütersloh - Kein anderes Land hat sein Pro-Kopf-Einkommen dank der Globalisierung so stark erhöhen können. Mit einem Zuwachs von 1913 Euro pro Kopf ist die Schweiz der klare Gewinner. Doch der Globalisierungsgrad der Schweizer Wirtschaft ist seit dem Jahr 2000 wieder zurückgegangen.

Wenn es eine Globalisierungsweltmeisterschaft gäbe, dann wäre die Schweiz der Weltmeister. Zu diesem Ergebnis kommt die Bertelsmann Stiftung in Gütersloh in ihrem „Globalisierungsreport 2018. Wer profitiert am stärksten von der Globalisierung?“. Die Schweiz erzielt pro Kopf und Jahr 1913 Euro mehr Einkommen, als sie ohne eine fortschreitende Globalisierung erzielen würde. Das ist deutlich mehr als das zweitplatzierte Japan mit 1502 Euro oder das exportstarke Deutschland auf Platz sechs mit 1151 Euro. Laut der Studie hat die Schweiz 2016 ein Pro-Kopf-Bruttoinlandprodukt von 46.260 Euro erzielt. Das waren 7240 Euro mehr als 1990. Von dem Anstieg gehen 2630 Euro auf das Konto der Globalisierung. Die Gütersloher Forscher erklären den starken Schweizer Globalisierungsgewinn zum einen damit, dass sie trotz Nicht-Mitgliedschaft in der EU eine der am stärksten vernetzten Volkswirtschaften weltweit ist, zum anderen bereits zu Beginn der Messperiode ein hohes Pro-Kopfeinkommen hatte.

Die Schweiz ist denn auch nicht das am meisten globalisierte Land der Welt. Gemäss dem Globalisierungsindexder Konjunkturforschungsstelle (KOF) der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich, den die Gütersloher Forscher benutzen, erreichte die Schweiz 2016 mit 84 Punkten den Platz vier. Irland ist mit 91 Punkten das am meisten globalisierte Land, gefolgt von den Niederlanden und Belgien.

Zudem ist die Globalisierung der Schweiz in den vergangenen anderthalb Jahrzehnten sogar zurückgegangen. Im Jahr 2000 erreichte sie sogar 89 Punkte. Der Rückgang geht ausschliesslich auf die Wirtschaft zurück. Diese erreichte 2000 einen Globalisierungsgrad von 85, 2016 aber nur noch von 75. Die Binnenorientierung der Schweizer Wirtschaft scheint sich also wieder verstärkt zu haben. Die Politik dagegen erreicht einen Globalisierungsgrad von 94, das Soziale sogar von 97. Allerdings ist die Schweiz mit dem Rückgang der Globalisierung nicht allein: Seit der Krise von 2008/09 ist der Globalisierungsgrad weltweit wieder leicht zurückgegangen.

Die Schwellenländer haben in absoluten Zahlen am wenigsten von der Globalisierung gewonnen: Indien nimmt mit einem „Globalisierungszuschlag“ zum Pro-Kopfeinkommen von 22 Euro den letzten Platz unter den 42 untersuchten Volkswirtschaften ein, China mit 79 Euro den vorletzten Platz. Verglichen mit der niedrigen Ausgangslage von 1990 hat allerdings China pro Kopf relativ am meisten mehr Wohlstand durch die Globalisierung gewonnen, so die Gütersloher Forscher. stk

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