Attraktiver werden, um attraktiv zu bleiben

Zürich schneidet im aktuellen Standortranking der Credit Suisse gut ab. Das ist erfreulich. Der Konkurrenzkampf ist indes gross und wird mit der OECD-Steuerreform zunehmen. Zürich ist gefordert, die Steuerbelastungen zu reduzieren und Pluspunkte wie die gute Verfügbarkeit von Fachkräften und die Top-Verkehrsanbindung zu stärken.

Das aktuelle Standortranking der Credit Suisse attestiert Zürich sehr gute Noten. Ganz an der Spitze des Kantonsrankings finden sich zwar wie 2020 Zug und Basel-Stadt. Auf Platz drei folgt aber wiederum Zürich. Die Credit Suisse bewertet auch die Standortqualität von einzelnen Wirtschaftsregionen. Dabei erreicht die Stadt Zürich mit 3,28 Punkten den ersten Platz der 110 bewerteten Regionen, gefolgt von der Lorzenebene/Ennetsee in Zug mit 2,67, Basel-Stadt mit 2,00 und – notabene - dem Zürcher Glatttal mit 1,98 Punkten. Letzteres profitiert stark vom Flughafen Zürich, von der guten Erreichbarkeit und der Prosperität dieser Region. Hier der Link zur Standortqualitätsstudie 2022.

Steuern, Fachkräfte, Flughafen: Drei zentrale Handlungsfelder

Die Zürcher Handelskammer (ZHK) freut sich über das gute Abschneiden – es spiegelt die eigene Einschätzung, dass der Wirtschaftsraum Zürich attraktiv ist und hohes Potenzial für die Zukunft hat.  Mit Blick auf den Kanton Zürich - und punkto Steuerbelastung verschärft auch für die Stadt Zürich -  zeigt die Studie drei zentrale Handlungsfelder. Erstens muss die Steuerbelastung für natürliche und für juristische Personen reduziert werden. Zweitens müssen Bildung und Forschung gestärkt und es muss erreicht werden, dass die Verfügbarkeit von Fachkräften hoch bleibt. Und drittens gilt es die gute internationale Erreichbarkeit für die Zukunft zu sichern, wobei neben Investitionen in Strasse und Schiene eine zeitgemässe  Entwicklung Flughafens Zürich im Fokus steht.

Der Handlungsbedarf ist ausgewiesen, die gute Positionierung nicht gottgegeben, wie aktuelle Entwicklungen unterstreichen. Für das Jahr 2021 hat der Informationsdienstleisters Crif ausgerechnet, wie viele Unternehmen pro Kanton zu- und weggezogen sind. Man höre und staune: Zürich findet sich in diesem Ranking am Tabellenende - der Saldo ist klar negativ. Rund 1500 Firmen haben 2021 Zürich verlassen und in einem anderen Kanton eine neue Heimat gefunden. Nur rund 1150 sind zugezogen. Aus dem Staunen sollten wir rasch herauskommen – und die Rahmenbedingungen verbessern.

Steuerbelastung reduzieren

Handlungsfeld Nummer 1 ist die Steuerbelastung. Für juristische und natürliche Personen ist diese im Kanton Zürich überdurchschnittlich hoch. Bei hohen Einkommen und Vermögen sowie bei der Unternehmensbesteuerung hat Zürich an Terrain verloren. Potenzial für Steuersenkungen besteht: Der erneut hohe Überschuss der Staatsrechnung des Kantons Zürich für das Jahr 2021 hat dies verdeutlicht.

Erhöhung der Dividendenbesteuerung schlicht unnötig und schädlich

Völlig schrägt in der Landschaft steht in diesem Zusammenhang die Volksinitiative «Keine Steuergeschenke für Grossaktionäre» der Alternativen Liste (AL), über die das Zürcher Stimmvolk am 25. September abstimmt. In ihrer Initiative fordert die AL konkret, dass Aktionäre, die mehr als zehn Prozent Anteil an einer AG oder GmbH besitzen, neu 70 statt wie heute 50 Prozent der ausgeschütteten Gewinne aus qualifizierten Beteiligungen versteuern müssen. Für Kleinunternehmerinnen und Kleinunternehmer hätte dies eine um rund 7 Prozent höhere Steuerbelastung durch die Gewinn- und Einkommenssteuer zur Folge. Das muss verhindert werden.

Auch hinsichtlich des interkantonalen Steuerwettbewerbs schadet die Volksinitiative dem Standort Zürich. Mit der OECD-Mindeststeuerreform wird dieser Wettbewerb den Kanton Zürich noch stärker herausfordern, weshalb eine Erhöhung der Dividendenbesteuerung völlig fehl am Platz ist. Angezeigt und zu priorisieren ist vielmehr eine Reduktion der Steuerbelastung für Unternehmen.

Fachkräfte sichern und gute Erreichbarkeit gewährleisten

Zentral wichtig sind auch die Themen Fachkräfte und Erreichbarkeit. In beiden Sparten schneidet Zürich im Ranking der Credit Suisse gut ab. Diese Pluspunkte gilt es zu stärken. Der aktuelle Fachkräftemangel führt vor Augen, dass der Kampf um Talente und hochqualifiziertes Personal intensiver wird. Um langfristig attraktiv zu bleiben, setzt sich die ZHK mit aller Kraft dafür ein, dass der Bildungs- und Forschungsplatz Zürich stark bleibt, dass die engen Arbeitszeitvorschriften des Arbeitsgesetzes gelockert werden und mehr Flexibilität bei den Drittstaatenkontingenten ermöglicht wird.

Wie wichtig die gute Erreichbarkeit und namentlich der Flughafen Zürich sind, spiegelt das Rating der Credit Suisse deutlich. Das Drehkreuz in Kloten verbindet uns sehr gut mit der Welt. Diese Qualität muss aus Sicht der ZHK erhalten werden. Strikte abzulehnen sind deshalb die weitgehenden Empfehlungen der Eidgenössischen Kommission für Lärmbekämpfung (EKLB), die eine Nachtruhe von 22 bis 7 Uhr und eine massive Verschärfung der Lärmschutzgrenzwerte fordert. So wäre der Hubbetrieb des Flughafens Zürich gefährdet, die für den Standort bedeutsame Erreichbarkeit würde stark geschwächt. Kantonal ist zudem wichtig, dass die Verlängerungen der Pisten 28 und 32 umgesetzt werden können, um den Betrieb sicherer und stabiler zu machen. In diesem Thema ist zunächst der Zürcher Kantonsrat gefragt – und dann gilt es, das Zürcher Stimmvolk von der Wichtigkeit dieser Stabilisierungs-Vorlage zu überzeugen. asü

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