Zürich ist noch nicht gebaut

Nachdem grössere Projekte in der Vergangenheit gescheitert sind, scheint sich in Zürich baulich wieder etwas zu bewegen und Investitionen in die Zukunft sind möglich.

Blickte man in den vergangenen Jahren auf die Stadt Zürich, konnte man sich vielfach des Eindrucks nicht erwehren, es gelinge hier nichts mehr Grosses, Wegweisendes. Projekte für neue Sportstadien scheiterten genauso wie jenes für ein neues Kongresszentrum. Ein schwieriges Signal, das das Zentrum der grössten Wirtschaftsregion damit aussendete. Statt Wille zur Gestaltung einer Zukunft, die Perspektiven für die Weiterentwicklung eröffnet, schien Verharren im Bisherigen angesagt.

Verschiedene Projekte, die sich zur Zeit im Stadium der Planung oder bereits Realisierung befinden, aber auch Ideen für noch zu konkretisierende Vorhaben, lassen nun aber Zuversicht aufkommen, dass Zürich bereit ist, zu gestalten und nicht nur zu verwalten.

„Berthold“ kommt Patienten zugute

Der Ergänzungsbau zum Kunsthaus, der das Potential zum architektonischen Leuchtturm hat, wächst nun doch sichtbar in die Höhe, nachdem schliesslich auch die ewigen Einsprecher eingesehen hatten, dass juristisch daran nichts auszusetzen ist. Konkrete Gestalt angenommen hat durch den Richtplaneintrag des Kantonsrates auch das „Zürcher Jahrhundertprojekt“ Berthold. Damit wird der Grundstein gelegt für ein Zusammenwirken von Universität, Unispital und ETH im Bereich der medizinischen Forschung und Versorgung im Zentrum von Zürich. Die Nähe der drei Einrichtungen und die zielgerichtete Weiterentwicklung ihrer Zusammenarbeit bietet eine einmalige Chance. Es kann damit ein Rahmen geschaffen werden für Innovation, die zum einen den Forschungsstandort Zürich stärkt, zum anderen aber vor allem künftigen Patientinnen und Patienten zugutekommt.

Kongresszentrum als Standortfaktor

Was in Zürich noch fehlt, ist eine Kongressinfrastruktur, die diesen Namen verdient. Damit verpasst man die Gelegenheit, Offenheit und Innovationsfähigkeit auch in diesem Bereich zu leben, mithin eine Plattform zu bieten, wo ein Austausch – wie dies bei grossen internationalen Kongressen der Fall ist – stattfinden kann. Ebenso verzichtet man auf einen wichtigen Standortfaktor für einen Wirtschaftsstandort. Ein Kreis um eine Gruppe privater Investoren will sich damit zu Recht nicht zufrieden geben und legte kürzlich Pläne für die Realisierung eines Kongresszentrums auf dem Gelände des heutigen Carparkplatzes vor. Da links-grüne Kreise diesen städtebaulich attraktiven Raum an bester Lage primär dem sozialen Wohnungsbau vorbehalten wollen, wird man indessen wohl kaum darum herum kommen, die Bevölkerung darüber zu befragen, ob sie dort lieber eine wertschöpfende Investition, die allen nützt, oder Privilegien für wenige schaffen will. Denkbar wäre die Lancierung einer entsprechenden Volksinitiative.

Will man das Bekenntnis, ein innovativer und weltoffener Standort zu sein, ernst nehmen, dann müssen diesem Taten folgen. An einigen Orten ist Zürich auf gutem Weg, an anderen ist Optimierungspotential vorhanden. Dieses gilt es auszuschöpfen.

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