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Die Zürcher Handelskammer (ZHK) hat an ihrer 152. Generalversammlung im Quai Zurich Campus Akzente gesetzt. Im Zentrum standen die Standortpolitik, stabile Beziehungen zur EU und die Rolle der Wirtschaft in der Klimapolitik. Präsidentin Karin Lenzlinger forderte Reformen statt Rückzug.
Die Zürcher Handelskammer lud am 3. Juli zur 152. Generalversammlung – und rund 200 Mitglieder sowie Gäste aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft folgten der Einladung. Der Quai Zurich Campus bildete den würdigen Rahmen für eine Veranstaltung, die nicht nur auf das vergangene Jahr zurückblickte, sondern gezielt den Blick nach vorn richtete. In ihrer Eröffnungsrede nahm Präsidentin Dr. Karin Lenzlinger die aktuellen Herausforderungen ins Visier – und sparte nicht mit klaren Worten.
Die Welt sei aus den Fugen geraten, sagte Lenzlinger. Umso wichtiger sei es, vor der eigenen Haustür aufzuräumen und sich auf das zu besinnen, was den Standort Zürich stark mache. «Schuldzuweisungen helfen niemandem. Verantwortung übernehmen ist das Gebot der Stunde», sagte sie. Und sie forderte eine Standortpolitik mit Augenmass und klaren Prioritäten: ein leistungsfähiger Staat mit stabilem Finanzhaushalt, weniger Regulierungsdichte und eine Steuerpolitik, die Zürich im Standortwettbewerb wieder kompetitiv macht – eine hochaktuelle Forderung angesichts der Tatsache, dass der Kanton Zürich im nationalen Steuerranking auf den letzten Platz zurückgefallen ist.
Mit Blick auf die im Mai abgelehnte Steuervorlage 17 konstatierte Lenzlinger nüchtern: Wirtschaftliche Argumente allein reichen heute nicht mehr aus. Es brauche mehr denn je eine politische und gesellschaftliche Debatte über die Grundlagen unseres Wohlstands – über Produktivität, Innovation und einen offenen Zugang zu Fachkräften. «Wer glaubt, den Fachkräftemangel ohne internationale Talente lösen zu können, irrt», stellte sie klar.
Ein weiteres zentrales Thema war das Verhältnis zur Europäischen Union. Die Präsidentin bekannte sich unmissverständlich zum bilateralen Weg und forderte eine sachliche Debatte über das neue Vertragspaket: «Die EU ist unser wichtigster Handelspartner. Der diskriminierungsfreie Zugang zum Binnenmarkt ist für viele Unternehmen existenziell.» Das vorliegende Paket sichere nicht nur Handelserleichterungen und Fachkräfte, sondern auch die Teilnahme an Forschungsprogrammen und den Zugang zum europäischen Strommarkt. Lenzlinger widersprach entschieden der Behauptung, die Schweiz müsse im Gegenzug «die EU-Bürokratie übernehmen». Die institutionellen Spielregeln seien in den Abkommen klar begrenzt und durch den demokratischen Gesetzgebungsprozess eingebettet.
In einem weiteren Block stand die Klima-Politik im Fokus: Dr. Cyril Brunner vom Institute for Atmospheric and Climate Science der ETH Zürich führte in seinem Keynote-Referat aus, dass Netto-Null eine Chance für die Schweizer Wirtschaft ist. Die von Fabian Etter, Co-Präsident des Wirtschaftsdachverbands swisscleantech, moderierte Podiumsdiskussion bestätigte diese chancenreiche wirtschaftliche Dimension des Netto-Null-Ziels. Unterschiedliche Perspektiven brachten ein: Romina Schwarz, Leiterin Leistungsauftrag und Nachhaltigkeit bei der Zürcher Kantonalbank, Adrian Siegrist, Chief Commercial Officer bei Climeworks, und Clemens Wögerbauer, Chief Sustainability Officer von Holcim Region Central Europe West.
Fazit der Diskussion waren drei Kernaussagen: Erstens könne Netto-Null ein entscheidender Treiber für Innovation, Resilienz und Marktattraktivität sein. Zweitens biete sich der Schweiz im Bereich der CO₂-Entfernungstechnologien die Chance, international eine Führungsrolle einzunehmen. Und drittens seien gezielte Investitionen in grüne Infrastrukturen ein zukunftsfähiger Standortfaktor – gerade für den Wirtschaftsraum Zürich.
Einig waren sich alle auch in dem Punkt, den ZHK-Präsidentin Dr. Karin Lenzlinger so auf den Punkt brachte: «Netto-Null ist kein Wunschtraum, sondern eine Chance für die Schweizer Wirtschaft, sich mit innovativen Technologien international zu positionieren.»
Im statutarischen Teil der Generalversammlung wurden drei verdiente Vorstandsmitglieder verabschiedet: Andrea Rytz (CEO Schulthess Klinik, Zürich), Dr. Romeo Lacher (ehem. Verwaltungsratspräsident Julius Bär Gruppe AG) und Urs Baertschi (CEO P&C Re, Mitglied der Konzernleitung Swiss Re AG, Zürich, Länderpräsident Schweiz). Neu in den Vorstand gewählt wurden Gustav Baldinger (CEO PwC Switzerland), Nic Dreckmann (COO und stv. CEO Julius Bär Gruppe AG und Bank Julius Bär & Co. AG) und Gianfranco Lot (Chief Underwriting Officer Property & Casualty Reinsurance Swiss Re).