Schweizer Flughäfen brauchen langfristige Planung

Zürich - Die Infrastruktur der Schweizer Luftfahrt stösst an ihre Grenzen. Angesichts des prognostizierten Wachstums droht der Schweiz und namentlich dem Flughafen Zürich der langsame Abstieg. Eine Studie der Swiss-American Chamber of Commerce fordert eine langfristige Planung.

Die Schweizer Flughäfen bilden ein Rückgrat für die Wirtschaft des Landes. Ein Bericht, den die Unternehmensberatung BCG zusammen mit der Swiss-American Chamber of Commerce erarbeitet hat, beziffert den finanziellen Nutzen der Flughäfen auf 16,6 Milliarden Franken. Davon entfallen 65 Prozent auf den Flughafen Zürich, 25 Prozent auf Genf, 7 Prozent auf den EuroAirport Basel und der Rest auf die Regionalflughäfen. Der nicht bezifferbare Nutzen sei aber viel grösser. „Alles, was die Schweiz wirtschaftlich ausmacht, hängt an der Flughafeninfrastruktur“, sagte Martin Naville, CEO der Schweiz-Amerikanischen Handelskammer, am Lunchtalk der Zürcher Handelskammer (ZHK) am Mittwoch. Er verwies auf die rund 10.000 international tätigen Unternehmen in der Schweiz, die internationalen Organisationen, die Wissenschaft, den Tourismus und selbst die Kunst.

Die Flughafeninfrastruktur kommt aber namentlich in Zürich und Genf bereits an ihre Grenzen und hat sie zu Spitzenzeiten bereits erreicht, wie der Bericht aufzeigt. So sind in Zürich praktisch alle Abflugslots zwischen 6 und 7 Uhr am Morgen und fast alle Landeslots zwischen 21 und 23 Uhr vergeben. Auch die maximale Flugzeuggrösse sei in den beiden grössten Flughäfen bereits erreicht. „Wir müssen uns zusammensetzen und darüber diskutieren, wie wir die Mobilität nach 2030 organisieren wollen“, fordert Naville. Sonst drohe etwa dem Flughafen Zürich der Abstieg als Drehkreuz – Frankfurt, München und Wien ständen im Rahmen der Lufthansa-Gruppe als dankbare Gewinner bereit.

Der Bericht fordert daher eine nationale Strategie für die Schweizer Luftfahrt. Zwar könne mit kurzfristigen Massnahmen die bestehende Kapazität besser ausgenutzt werden. Dazu könnten die Verlagerung von Flügen auf die Regionalflughäfen oder nach Basel gehören, aber auch längere Betriebszeiten der grossen Flughäfen. Langfristig müsse aber auch über zusätzliche Landebahnen in Zürich, schnelle Zugverbindungen zwischen den Flughäfen Basel und Zürich oder sogar „tabufrei“ über einen neuen Flughafen diskutiert werden. 

Bei Andreas Schmid trifft der Bericht auf offene Ohren. „Wir kommen um eine grundsätzliche Diskussion nicht herum“, sagte der Verwaltungsratspräsident der Flughafen Zürich AG. Bereits im vergangenen Jahr habe Zürich erstmals mehr als 30 Millionen Fluggäste abgefertigt. Die offiziellen Voraussagen des Bundes gingen für 2030 von 40 Millionen und für 2040 von 50 Millionen Passagieren aus. Schmid verweist darauf, dass die öffentliche Hand ganz direkt von einem florierenden Flughafen profitierte. Zwischen 2000 und 2017 habe der Flughafen 957 Millionen Franken in Form von Steuern, Abgaben und Dividenden an die öffentliche Hand überwiesen. „Der Luftverkehr ist der einzige Verkehrsträger, der nicht subventioniert wird, sondern noch Geld abliefert“, sagte Schmid. 

Regine Sauter unterstützt die Forderung nach einer Debatte über eine langfristige Strategie. „Der Flughafen ist wichtig für Zürich“, sagte die ZHK-Direktorin und FDP-Nationalrätin. „Wir setzen uns für einen attraktiven Standort ein.“ stk

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