Pistenverlängerungen am Flughafen Zürich: Weshalb es sie braucht

Am 3. März 2024 stimmt das Zürcher Stimmvolk über die Verlängerungen der Pisten 28 und 32 am Flughafen Zürich ab. Ein funktionierender Flughafen Zürich ist für den Grossraum Zürich und für das ganze Land von hoher volkswirtschaftlicher Bedeutung. Der vergangene «Lunch Talk» der Zürcher Handelskammer widmete sich der Frage, ob es die Pistenverlängerungen am Flughafen wirklich braucht. Die Zürcher Handelskammer ist klar der Meinung: Ja.

«Der Zürcher Regierungsrat und der Kantonsrat haben sich beide für die Verlängerungen der Pisten 28 und 32 am Flughafen Zürich ausgesprochen. Das ist ein starkes Zeichen für den Wirtschaftsstandort Zürich», unterstrich Regine Sauter, Direktorin der Zürcher Handelskammer, in ihrer Begrüssungsrede. Was für und gegen das Projekt spricht, führte anschliessend Lukas Brosi, CEO der Flughafen Zürich AG, in einem Einführungsreferat aus. Danach wurde die Thematik zwischen Befürwortern und Gegnern in einer Podiumsdiskussion vertieft ausdiskutiert. Die Zürcher Handelskammer hat sich seit je für den Flughafen Zürich stark gemacht und wird sich auch im Abstimmungskampf über die Pistenverlängerungen aktiv einbringen. 

Sicherheit und Pünktlichkeit erhöhen – Lärm reduzieren 

Der Betrieb am Flughafen Zürich wird seit 1976 auf dem heutigen Pistensystem mit drei Start- und Landebahnen abgewickelt. «Mit den beiden geplanten Pistenverlängerungen verfolgt der Flughafen neben der generellen Verbesserung der Sicherheit das Ziel, auch bei schlechterem Flugwetter die Pünktlichkeit zu verbessern, sodass am Abend weniger Verspätungen anfallen und Nachtruhestörungen abnehmen», hielt Lukas Brosi fest. Dies sei unabdingbar, damit auch zukünftige Generationen von einem funktionierenden Flughafen profitieren können. Brosi unterstrich: «Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Flughafen Zürichs ist immens.» Die jährliche Wertschöpfung der über 300 am Flughafen Zürich ansässigen Unternehmen und fast 30'000 Beschäftigten beträgt, bereinigt um den Effekt der Covid-Pandemie, CHF 7 Mrd. Das entspricht 4.4% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) des Kantons Zürich respektive knapp 1% des nationalen BIP. 

Volksabstimmung ist kein Selbstläufer 

Im Anschluss an die Ausführungen von Lukas Brosi, eröffnete Daniel Fritzsche, Ressortleiter Zürich der NZZ, die Podiumsdiskussion mit Regine Sauter, Nationalrätin FDP, Hans Hess, Verwaltungsratspräsident Synhelion, Priska Seiler Graf, Nationalrätin SP sowie Andreas Hasler, Kantonsrat GLP. «Die Abstimmung wird kein Selbstläufer, aber die Bevölkerung war in der Vergangenheit immer flughafenfreundlich», eröffnete Regine Sauter die Runde. «Es geht bei den Pistenverlängerungen nicht um die eigentliche Sache, sondern viel eher um eine grundsätzliche Infragestellung der Fliegerei», fügte Sauter weiter hinzu. SP-Nationalrätin Priska Seiler Graf konterte sogleich: «Wachstumskritik bedeutet nicht gleich Flughafengegner. Ich stelle die Existenz des Flughafens nicht in Frage. Aber wir müssen eine Diskussion darüber führen, wie weit der Flughafen wachsen soll.» Andreas Hasler, GLP-Kantonsrat betonte, dass die GLP eine Nachhaltigkeitspartei sei. «Der Flughafen sollte natürlich wirtschaftsförderlich sein. Allerdings muss er auch anwohner- und klimaverträglicher werden.» Gemäss einer Umfrage des Tages-Anzeigers unterstützen rund zwei Drittel der Befragten die Pistenverlängerungen. «Das sind grundsätzlich positive Nachrichten!», meinte Hans Hess und ergänzte: «Die Pistenverlängerungen führen dazu, dass wir den Flughafen effizienter, nachhaltiger und sicherer betreiben können. Der Flughafen generiert Wohlstand, von dem alle profitieren. Offensichtlich sieht das die Stimmbevölkerung zum aktuellen Zeitpunkt ebenfalls so.» 

Fliegerei mit Innovation nachhaltiger gestalten 

«Ich möchte noch einmal unterstreichen, wie wichtig der Flughafen Zürich für die Schweiz ist. Täglich werden 1200 Tonnen Güter transportiert. Zum Vergleich: Das entspricht 12 Millionen Schokoladentafeln. Ausserdem verbindet die Fliegerei Menschen anderer Kulturen miteinander. Diese Vorteile einer starken Infrastruktur dürfen wir nicht aufs Spiel setzen», veranschaulichte Hans Hess. Priska Seiler Graf erwiderte: «Die Freizeitfliegerei ist ja genau das Problem! Dort können wir ansetzen und Flüge streichen. 27% der weltweiten CO2-Emissionen werden durch die Fliegerei verursacht.» Regine Sauter erinnerte daran, dass es nicht an der Politik ist, den Privatpersonen vorzuschreiben wer fliegen darf und wer nicht. Die Nachfrage definiert grundsätzlich das Angebot. Die Konsumenten haben es also selbst in der Hand. «Weniger Fliegen kann natürlich ein Ziel sein. Aber wie so oft gibt es nicht nur eine Lösung. Unser synthetischer Treibstoff von Synhelion kann beispielsweise dem herkömmlichen Kerosin beigemischt werden und dadurch der Verbrauch gesenkt werden», sagte Hans Hess. Die Diskussionsteilnehmer begrüssten diese Initiative. «Solche Fortschritte sind begrüssenswert. Wir müssen dafür sorgen, dass das Fliegen grüner wird», fügte Andreas Hasler an. «Es braucht allerdings auch einen Ausbau der Nachtzugverbindungen nach ganz Europa», ergänzte Priska Seiler Graf. Hans Hess bestätigte dies zwar, doch 80% der Flugemissionen fallen auf den Langstreckenflügen an. Diese Destinationen – oft in Übersee – sind nicht mit dem Zug erreichbar. «Wir können als Politik Zielvorgaben für den CO2-Verbrauch machen, sollten aber nicht Instrumente und Technologien gegeneinander aufwiegen. Damit die Fliegerei nachhaltig wird, braucht es eine gewisse Offenheit und Technologieneutralität», meinte Regine Sauter abschliessend. 

Zurück zur Übersicht