Die Wall Street schaut ins Crypto Valley

New York/Zug - Mit dem Crypto Valley will die Schweiz erreichen, was die USA mit dem Silicon Valley geschafft haben: bei der Entwicklung und Vermarktung neuer Technologien an der Weltspitze mitspielen. Zu diesem Schluss kommt das „Wall Street Journal“ in einem eingehenden Bericht.

Ian Worrall ist des Lobes voll. Die Schweiz sei in Hinblick auf die Steuern, die rechtlichen Rahmenbedingungen und auf den operationellen Betrieb der beste Standort für sein Unternehmen, wird der 24-jährige Unternehmer in einem Berichtdes „Wall Street Journals“ über das Crypto Valley Schweiz zitiert. Worrall hat im vergangenen Jahr sein Unternehmen MyBitgegründet, eine Plattform für Investitionen in das Internet der Dinge.

MyBit ist eines der über hundert Unternehmen, die inzwischen in den Crypto Valley Labs untergebracht sind – und es erhält immer mehr Nachbarn. „Ich unterschreibe täglich neue Verträge“, wird Mathias Ruch zitiert, Managing Partner von Lakeside Partners, die den Hub entwickelt haben. 

Das „Wall Street Journal“ geht auch auf Trust Square ein, ein ähnlicher Hub an der Zürcher Bahnhofstrasse, der erst am vergangenen Freitag eröffnet worden ist. Laut Daniel Gasteiger, der Trust Square aufgebaut hat, wurden die 200 Arbeitsplätze innerhalb von einer Woche vermietet. Er sieht in den neuen digitalen Technologien die Grundlage für einen Neustart des Bankenplatzes. „Es geht um ein neues Finanzzentrum, das auf Vertrauen aufbaut“, wird Gasteiger zitiert.

Erste Erfolge gibt es: Von den zehn grössten „Initial coin offerings“ – eine Art Schwarmfinanzierung mit Kryptowährungen – im vergangenen Jahr wurden vier in der Schweiz lanciert. Die USA kamen auf zwei, Deutschland, Japan, Kanada und Singapur auf je einen. 

Diese Erfolge sind kein Zufall. Der Aufbau des Crypto Valley folgte zwar keinem grossen Plan, wird Matthias Michel zitiert. Aber das unternehmerfreundliche Umfeld habe eine grosse Rolle gespielt, so der Zuger Volkswirtschaftsdirektor. „Man kann das nicht kopieren, weil das systematische Herangehen es so stark macht.“

Doch der künftige Erfolg ist nicht garantiert. Während die Finanzmarktaufsicht Finmadie Entwicklungen mit Interesse verfolgt, seien die Nationalbankund die Grossbanken eher skeptisch. Der Gegenwind gegen Kryptowährungen sei auch in der Schweiz zu spüren – weshalb Bundesrat Johann Schneider-Ammann inzwischen lieber von „Blockchain Nation“ spreche.

Dennoch: Die Schweiz hoffe, dank ihrer Erfahrungen im Bankgeschäft, den niedrigen Steuern, Eliteuniversitäten und der Marke Schweiz mit dem Crypto Valley das zu erreichen, was die USA mit dem Silicon Valley erreicht hätten, so der Artikel. stk

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