Wolken über Welthandel hellen sich auf

Davos - Der Protektionismus im Welthandel könnte bereits seinen Höhepunkt überschritten haben. Das zeigt eine Debatte am Weltwirtschaftsforum. Die Zahl der regionalen und bilateralen Handelsabkommen nimmt zu, während sich die US-Regierung mit neuen Massnahmen zurückhält.

Stuart Eizenstat ist optimistisch. „2019 könnte für die Welthandelspolitik ein weit besseres Jahr sein als 2018“, sagte der ehemalige stellvertretende Finanzminister unter US-Präsident Bill Clinton an einer Debatte über den Welthandel am Weltwirtschaftsforum in Davos. Er wies darauf hin, dass die USA einer Aktualisierung sowohl des Nordamerikanischen Freihandelsabkommens NAFTA als auch ihres bilateralen Freihandelsabkommens mit Südkorea zugestimmt haben. Zudem hätten sie sich bisher bei den angedrohten Zöllen auf Autoimporte zurückgehalten.

Auch die EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström sieht neben der weiter bestehenden Gefahr eines zunehmenden Protektionismus eine „Gegenreaktion“. „Viele Länder sagen inzwischen, dass Handel für sie nützlich ist.“ Sie wies auf das bereits in Kraft getretene Freihandelsabkommen der EU mit Kanada wie auch auf dasjenige mit Japan hin, dass Anfang Februar in Kraft treten wird. „Damit schaffen wir die grösste Freihandelszone der Welt.“ Die EU habe auch Abkommen mit Mexiko, Singapur und Vietnam vereinbart und verhandle mit den Mercosur-Ländern Südamerikas. Auch in den Gesprächen mit der US-Regierung über die angedrohten Autozölle macht sie Fortschritte aus. „Ich hoffe, diese Zölle werden nicht verhängt.“

Malmström wies aber auf die Krise der Welthandelsorganisation (WTO) hin. Dort wird das System zur Lösung der Handelsdispute blockiert, weil die USA die Neubesetzung des Appellationsgerichts blockieren. Sie bedauerte, dass der US-Handelsbeauftragte Robert Lighthizer wegen der Teilschliessung der amerikanischen Regierung nicht am Treffen der Handelsminister der Welt in Davos teilnehmen könne. Diese wollten unter anderem über die Reform der WTO sprechen.

WTO-Generaldirektor Roberto Azevedo sieht in der Reform seiner Organisation eine Herausforderung für alle Mitgliedsstaaten. „Wenn der Multilateralismus stagniert, dann wird er verschwinden“, sagte er. Das schade allen. Ohne den Welthandel würde sich das Wachstum halbieren.

Zu den politischen Herausforderungen des Welthandels gehört auch die Regulierung des elektronischen Handels. David Abney, CEO des Logistikunternehmens UPS, forderte ein entsprechendes Abkommen im Rahmen der WTO. stk

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