Harter Brexit trifft die Schweiz kaum

München - Wenn Grossbritannien ohne eine Vereinbarung aus der EU austritt, dann sinkt der Wohlstand in der Schweiz um bloss 0,01 Prozent. Das zeigen Berechnungen des ifo Zentrums für Aussenwirtschaft. Damit gehört die Schweiz zu den am wenigsten betroffenen Ländern.

Ein harter Brexit wird immer wahrscheinlicher. Der neue britische Premierminister Boris Johnson will Grossbritannien am 31. Oktober auch dann aus der EU führen, wenn beide Seiten sich nicht auf die Bedingungen des Austritts und der künftigen Beziehungen geeinigt haben. Das ifo Zentrum für Aussenwirtschaft in München hat nun in einer Studie detailliert berechnet, wie stark die einzelnen Länder innerhalb und ausserhalb der EU davon betroffen wären. 

Die Schweiz muss bei einem harten Brexit mit einem Rückgang ihres Wohlstands um 0,01 Prozent rechnen. Etwas stärker dagegen wäre der Rückgang, wenn Grossbritannien im Anschluss an den Austritt Freihandelsabkommen mit allen wichtigen Volkswirtschaften der Welt abschliessen würde, darunter mit der Nordamerikanischen Freihandelsassoziation NAFTA, mit China und mit Japan. Dann würde der Schweizer Wohlstand um 0,04 Prozent sinken. Wenn Grossbritannien und die EU dagegen die heutige britische Mitgliedschaft durch ein Freihandelsabkommen ersetzen würden, könnte der Schweizer Wohlstand leicht um 0,04 Prozent steigen.

Andere Länder sind deutlich stärker betroffen. So muss Irland bei einem harten Brexit mit einem Rückgang seines Wohlstandes in Höhe von 8,16 Prozent rechnen. Selbst bei einem Freihandelsabkommen Grossbritanniens mit der EU wäre es noch ein Rückgang von 3,08 Prozent. Auch Luxemburg mit seinem Finanzplatz wird von einem harten Brexit getroffen; die Münchner Forscher erwarten einen Rückgang von 5,23 Prozent. Bei einem bilateralen Freihandelsabkommen dagegen rechnen sie mit einem Plus von 2,15 Prozent.

Die grossen Volkswirtschaften der EU sind von einem harten Brexit weniger betroffen. Deutschland muss mit einem Rückgang von 0,72 Prozent rechnen, Polen mit minus 0,69 Prozent, Frankreich mit minus 0,52 Prozent, Italien mit minus 0,40 Prozent und Spanien mit minus 0,39 Prozent.

Doch es gibt auch Gewinner eines harten Brexits: Norwegen als traditionell wichtiger britischer Handelspartner darf mit einem Wachstum des Wohlstands von 0,52 Prozent rechnen, Taiwan mit plus 0,13 Prozent und China mit immer noch 0,05 Prozent. 

Grossbritannien selber verliert in jedem Fall. Ein harter Brexit kostet es 2,76 Prozent seines Wohlstands, ein Freihandelsabkommen mit der EU immer noch 0,93 Prozent und Freihandelsabkommen mit dem Rest der Welt 1,43 Prozent. stk

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