Grossbritannien bietet Potenzial für Schweizer Firmen

Grossbritannien bleibt ein interessanter Markt. Das zeigt eine Veranstaltung der Zürcher Handelskammer. Die Schweiz konnte den Brexit in vielen Bereichen abfedern. Beide Länder planen die Modernisierung des Freihandelsabkommens und ein Abkommen über Finanzdienstleistungen.

Der Austritt Grossbritanniens aus der EU hat Auswirkungen auf die wirtschaftlichen Beziehungen des Landes mit der Schweiz. Die Schweiz habe aber mit dem Handels- und Kooperationsabkommen, das sie vor dem Brexit mit Grossbritannien abgeschlossen habe, die bisherigen Beziehungen weitgehend replizieren können, sagte Alexander Renggli an einem Lunch Talk der Zürcher Handelskammer (ZHK) am Dienstag in Zürich. 

Beide Länder hätten auch vereinbart, das Abkommen zu modernisieren, fügte der Leiter der Wirtschaftsabteilung der Schweizer Botschaft in London hinzu. Langfristiges Ziel sei es, Diskriminierung zu vermeiden und die Rechtssicherheit zu stärken. Beide Länder wollten zudem ein Abkommen über den Marktzugang für Finanzdienstleistungen abschliessen. Der Marktzugang solle auf dem Prinzip der gegenseitigen Anerkennung der Finanzmarktregulierung funktionieren.

Die neuen Abkommen federn allerdings nicht alle Folgen des Brexits ab, sagte Renggli. So sei damit zu rechnen, dass Warenexporte nach Grossbritannien künftig vorangemeldet werden müssen, da Grossbritannien nicht mehr dem gemeinsamen Sicherheitsraum mit der EU angehöre, anders als die Schweiz.

Kris Camponi lobt die Schweizer Unternehmen. Sie hätten sich sehr gut auf den Brexit vorbereitet, sagte der Leiter der Wirtschaftsabteilung der britischen Botschaft in Bern. Er zeichnet ein positives Bild für die Zukunft seines Landes nach dem Brexit: „Wir wollen diejenigen Freihandelsabkommen abschliessen, welche die EU nicht abschliessen konnte.“ Das Vereinigte Königreich sei in seiner persönlichen Einschätzung und gemäss seinen Erfahrungen in Brüssel liberaler als die EU. „Und wir sind bei den Verhandlungen agiler.“ Die Schweiz sei ein interessanter Partner. „Wenn es eine Dating App für Länder gäbe, wären das Vereinigte Königreich und die Schweiz ein guter Match.“ Die beiden Länder hätten viele Gemeinsamkeiten, etwa in der Finanzwirtschaft und in der Forschung.

Grossbritannien bleibe aber ein interessanter Markt. Darauf wies Nadja Kolb von Switzerland Global Enterprise hin, dem offiziellen Schweizer Aussenwirtschaftsförderer. Produkte und Dienstleistungen Schweizer Unternehmen hätten namentlich in den Bereichen Präzisionsgüter, Life Sciences und ICT Potenzial. Auch qualitativ hochstehende Lebensmittel und Getränke hätten Chancen auf dem britischen Markt. Auch die britischen Konjunkturprogramme für die Infrastruktur und das Bauwesen, für das Gesundheitswesen und den sogenannten Green Deal würden Chancen für Schweizer Unternehmen schaffen.

Das Vereinigte Königreich ist der drittwichtigste Handelspartner der Schweiz nach Deutschland und den USA. Umgekehrt ist die Schweiz der drittwichtigste Handelspartner Grossbritanniens ausserhalb der EU, nach den USA und China. 

Trotz aller engen Beziehungen beider Länder: „Der britische Weg kann für die Schweiz kein Vorbild sein“, sagte Regine Sauter. Die Schweiz sei mit ihrem kleineren Markt auf den diskriminierungsfreien Zugang zum EU-Binnenmarkt angewiesen, so die ZHK-Direktorin und FDP-Nationalrätin. Entsprechend bedauerlich sei der Abbruch der Verhandlungen über ein Rahmenabkommen mit der EU. 

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