Avenir Suisse fordert mehr Freihandelsabkommen

Zürich - Die Schweiz droht in der Welthandelspolitik den Anschluss zu verpassen, warnt Avenir Suisse. Der Trend gehe hin zu grossen, integrierten Handelsblöcken und zu mehr Protektionismus. Daher müsse die Schweiz mehr Freihandelsabkommen abschliessen, so die liberale Denkfabrik.

Die Schweiz hat in der Vergangenheit allein oder mit der Europäischen Freihandelsassoziation (EFTA) ein dichtes Netz von Freihandelsabkommen mit aktuell 71 Ländern geschaffen. Doch sie seien teilweise bereits älter und fokussierten meist auf Industriegüter, schreiben Patrick Dümmler und Noémie Roten in einem Blogbeitrag von Avenir Suisse. Uneingeschränkten Freihandel kenne die Schweiz mit keinem Land. Zudem stocke die multilaterale Liberalisierung des Welthandels im Rahmen der Welthandelsorganisation, stattdessen bildeten sich grosse Handelsblöcke. „Nicht zu unterschätzen ist deshalb das Risiko, dass die Schweiz handelspolitisch zusehends in Bedrängnis gerät“, schreiben die beiden Autoren.

Sie fordern daher eine Ausweitung des Netzes von Abkommen. Kandidat Nummer eins seien dabei die USA, der zweitwichtigste Handelspartner der Schweiz. Derzeit finden exploratorische Gespräche statt, nachdem die Schweizer Bauernlobby 2006 ein Abkommen verhindert hat. Kandidat Nummer zwei seien die Mercosur-Länder. Die EFTA verhandle seit Jahren, auch hier bildete die Einfuhr südamerikanischer Agrarprodukte eine „der grössten aktuellen Knacknüsse auf Schweizer Seite“. Auch mit Kandidat Nummer drei, der Zollunion aus Russland, Kasachstan und Weissrussland, werde verhandelt, doch hier ständen die westlichen Sanktionen seit der Krimkrise 2014 im Weg. Die Verhandlungen mit Indien, Kandidat Nummer vier, stockten ebenfalls. Taiwan sei wegen der Sensibilität Chinas kein echter Kandidat, dagegen aber Australien, das bereits mit der EU verhandle.

Mit den nächstwichtigen Handelspartnern Thailand, Vietnam und Malaysia werde bereits verhandelt, das Abkommen mit Indonesien muss nur noch ratifiziert werden. Schweizer Agrarinteressen sollten nicht länger erfolgreiche Abschlüsse blockieren, „sondern die Schweiz soll aktiv eine Marktöffnungsstrategie verfolgen“, so die Autoren. stk

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