Zum CS-Debakel

 

Der Schock und die Ernüchterung sitzen tief: Wieder braucht es ein massives Eingreifen des Staates, um den Untergang einer grossen Bank zu verhindern. Als Direktorin eines Wirtschaftsverbandes, der sich nach Kräften für den Wirtschaftsstandort stark macht, deprimiert es mich, welchen Imageschaden dies unserem Finanz- und Wirtschaftsplatz zufügt. Als Politikerin frustriert es mich, dass es trotz umfassendem, unter intensivem Ringen erschaffenen Too-big-to-Fail-Regelwerk nicht möglich war, dies zu vermeiden.

Dennoch und nüchtern betrachtet: die unter höchstem Zeitdruck erarbeitete und am 19. März präsentierte Lösung ist wohl die beste aller schlechtest möglichen, denn sie wendet noch weit grösseres Schadenspotenzial für Volkswirtschaft und Gesellschaft ab. Mit der Einsetzung eines neuen (alten) Konzernchefs, der mit den Schweizer Verhältnissen vertraut ist und der Politik auf Augenhöhe begegnen kann, hat die UBS zudem einen wichtigen vertrauensbildenden Schritt getan.

Welche Folgerungen und Konsequenzen gilt es nun zu ziehen? Zum einen ist zu klären, weshalb trotz hoher Regulierungsdichte und intensiver Kontrolle die Alarmglocken nicht früher geläutet haben. Alsdann sind die geltenden gesetzlichen Rahmenbedingungen kritisch zu durchleuchten und zu klären, wie die Regulierung auszugestalten ist, damit die Schweiz ein führender Finanzplatz bleiben und das mit der faktischen Staatsgarantie verbundenen Risiko reduziert werden kann.

Eine Fülle von Forderungen liegt bereits auf dem Tisch: Verbesserung der Krisenplanung, weitere Verschärfung der Eigenkapitalvorschriften, strengere Liquiditätsvorgaben, Beschränkungen für Boni, Verschärfung der persönlichen Verantwortung der Führungsgremien, Einführung eines Trennbankensystems oder eine Grössenbeschränkung. Alle diese Forderungen haben eines gemeinsam: Sie klingen auf Anhieb plausibel, haben aber zum Teil schwerwiegende Nebenwirkungen oder schaffen neue Probleme bei der Umsetzung. Zu befürchten ist jedenfalls, dass die neuen Gesetze noch rigider und auch die restlichen Finanzinstitute noch stärker reglementieren werden.

Aus Sicht des Wirtschaftsstandorts ist deshalb zu hoffen, dass sich alle Akteure bewusst sind, dass Vertrauen das höchste Gut und ein wichtiger Standortfaktor ist. Auch wenn nicht unmittelbar von diesem Deal betroffen – leidtragend werden sie trotzdem sein, wenn sie nicht glaubwürdig eine Perspektive für einen verantwortungsvollen Finanzplatz aufzeigen können. 

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