Globalisierung verändert ihr Gesicht

Zürich - Die Weltwirtschaft erlebt eine Phase der Handelskriege und des Protektionismus. Aber die Globalisierung wird deshalb nicht rückgängig gemacht. Unternehmen und kleine Volkswirtschaften wie die Schweiz müssen sich jedoch neu orientieren, zeigt eine Veranstaltung der Zürcher Handelskammer.

Aus der Sicht von Ralph Ossa ist es noch nicht zu spät. Die Entglobalisierung habe in der Politik bereits begonnen, in den Daten des Welthandels sei sie aber noch nicht angekommen, sagte der Chefökonom der Welthandelsorganisation an einem Lunch Talk der Zürcher Handelskammer (ZHK) am 29. März. „Wir sehen keinen dramatischen Kollaps der globalen Wertschöpfungskette“, so der Kühne-Stiftung-Professor der Universität Zürich. Jetzt sei es an der Zeit zu fragen, „was wir eigentlich wollen“. Ossa warb für einen neuen Globalisierungsschub.

Viele Unternehmen denken dagegen über eine Anpassung ihrer Wertschöpfungsketten nach. Alexander Salzmann, Country Head von Sandoz Schweiz, verwies auf die derzeitige hohe Abhängigkeit der Pharma-Industrie von Asien und insbesondere China. Der hohe, politisch gewollte Kostendruck gerade auf Hersteller von Nachahmerprodukten wie Sandoz habe dazu geführt, dass 93 Prozent der für die Herstellung von Medikamenten nötigen Wirkstoffe nicht mehr in Europa produziert würden. „Geopolitisch haben wir eine ungute Situation“, so Salzmann. Sandoz reagiere darauf mit einer höheren Lagerhaltung für Wirkstoffe und mit dem Bestreben, je mindestens zwei Zulieferer zu haben.

Diese Diversifizierung der Wertschöpfungsketten gehört aus der Sicht von Alberto Silini zu den Erfolgsstrategien gerade von Schweizer Unternehmen. „Es ist bemerkenswert, wie fit Schweizer KMU sind“, sagte der Senior Director Global Consulting bei Switzerland Global Enterprise (S-GE), dem offiziellen Schweizer Aussenwirtschaftsförderer. Die Rolle von Organisationen wie S-GE, aber auch von Handelskammern sei es, Schweizer Unternehmen mit den besten Partnern weltweit zu verbinden.

Auch Regine Sauter wies auf die Zeichen der Fragmentierung und Abschottung in der Weltwirtschaft hin. Aber: „Der freie Handel ist wichtig für die Schweizer Volkswirtschaft“, so die ZHK-Direktorin und FDP-Nationalrätin. stk

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