Was Schülerinnen und Schülern wichtig ist

Was sind für Gymnasiastinnen und Gymnasiasten zentrale Standortfaktoren? Was erwarten sie von Arbeitgebern, wie sehen sie die Arbeit der Zukunft? Was muss in der Schule stärker thematisiert werden? Diese und weitere Fragen beantworteten 240 Schülerinnen und Schüler in einer Umfrage der Zürcher Handelskammer.

Zusammen mit wirtschaftsbildung.ch bietet die Zürcher Handelskammer (ZHK) jedes Jahr mehreren hundert Gymnasiastinnen und Gymnasiasten Einblicke in das Funktionieren der Wirtschaft. In einer Projektwoche agieren die Jugendlichen als Geschäftsleitungen von KMU-Betrieben und entwickeln Unternehmensstrategien. Im Jahr 2023 haben rund 500 Schülerinnen und Schüler aus 26 Mittelschulklassen aus dem Raum Zürich an solchen praxisbezogenen Projektwochen Einblick in das Funktionieren der Wirtschaft erhalten. Aus Sicht der ZHK sei wichtig, das Verständnis für die Wirtschaft zu fördern, sagt Direktor Raphaël Tschanz. Er betont: «Wirtschaft betrifft uns alle – es geht nicht nur um harte Zahlen, sondern auch um Ideen, Visionen und Teamdynamik.» Unseren Wohlstand könnten wir nur bewahren, wenn es solide und innovative Unternehmen gebe, die prosperierten und ihren Mitarbeitenden gute Löhne zahlen könnten.

Zauberwort Flexibilität

Doch wie sieht die Perspektive der Jugendlichen aus? Wie sehen Sie die Wirtschaft, die Arbeit der Zukunft? Das wollte die ZHK wissen – und sie hat im Rahmen der Wirtschaftswochen 2023 den Puls der Schülerinnen und Schüler von Zürcher Mittelschulklassen gefühlt, die gut ein Jahr vor der Matura stehen. Insgesamt 240 Schülerinnen und Schüler haben an der Umfrage teilgenommen.

Die Umfrage ist nicht repräsentativ, sondern eine Art Pulsmessung. Diese widerlegt das Vorurteil, wonach die heutigen Jugendlichen weniger arbeiten wollten. In ihrem Fokus steht nicht, die Arbeitszeit zu kürzen – eindeutig ist aber das Bedürfnis nach mehr Flexibilität. 59 % der Befragten geben an, dass sie bezüglich der Arbeitszeit grösstmögliche Flexibilität erwarten. Auch Teilzeitarbeit ist gefragt, allerdings weniger eindeutig (29%). Zudem legen viele Wert darauf, auch über das Pensionsalter von heute 65 Jahren flexibel arbeiten zu können (42%). Eine Erhöhung der Ferien auf 6-8 Wochen befürworten 57 %, was auf die Wichtigkeit der Work-Life-Balance schliessen lässt. Die Kürzung der Arbeitswoche auf eine 4-Tage-Woche sehen 33% als zielführend. Keine Festanstellung respektive eine Freelancer-Tätigkeit streben lediglich 7% der Befragten an.

Flexibilität ist auch bezüglich der Arbeitsplatz-Situation hoch im Kurs. 75 % der Befragten ist eine freie Wahl zwischen Arbeiten im Büro und Homeoffice wichtig. Nur 12 % wollen einen fixen Arbeitsplatz im Büro, und sogar nur 7 % wollen ausschliesslich im Homeoffice arbeiten. 52 % der Jugendlichen geben an, dass sie am Arbeitsplatz spezielle Räumlichkeiten für den kreativen Austausch erwarten. Auch von der Ausgestaltung der Arbeitsräume wird Flexibilität erwartet (59%).

Der Lohn ist nicht entscheidend

Interessant sind auch die Antworten auf die Frage, was die Jugendlichen in Zukunft von einem Arbeitgeber erwarten. 39 % der Befragten geben einen hohen Lohn als Kriterium an, 88 % nennen gute Arbeitsbedingungen als entscheidend. Was sie darunter verstehen, lässt sich aus weiteren Antworten schliessen. Besonders wichtig sind ihnen eine offene Kommunikationskultur (74%), Weiterbildungsmöglichkeiten (71%), Mitsprache- respektive Mitwirkungsmöglichkeiten (64%) sowie gute Karrierechancen (60%). Mit etwas Abstand (49%) folgt das Kriterium "Werte und hohe ethische Verantwortung". Auch dieses ist den befragten Jugendlichen wichtiger als ein hoher Lohn. 

Schule muss sich anpassen

Mit Blick auf ihre Gegenwart wurden die Schülerinnen und Schüler gefragt, was an der Schule mehr gewichtet werden müsste. Was sollte bereits jetzt an der Schule gelehrt werden, das künftig im Beruf relevant sein könnte? Die Antworten zeigen, dass die Jugendlichen erheblichen Reformbedarf sehen. Verstärkt gelehrt werden sollten ihrer Meinung nach die Kompetenzen «Kommunizieren, Argumentieren und Präsentieren» (77%), Finanzthemen (65%), Medienkompetenz (55%), Programmieren (49%), Datenanalyse und andere digitale Kompetenzen (48%), Kreatives Arbeiten (49%) sowie Umwelt und Klimawandel (44%). Der Umgang mit verschiedenen Kulturen ist für einige auch wichtig (38%), dennoch weniger relevant als die zuvor erwähnten Kompetenzen. Spezielle Sprachen wie Chinesisch, Arabisch oder Russisch nehmen den tiefsten Stellenwert ein (13%).

Punkto Klimawandel wurden die Jugendlichen auch gefragt, wie die Gesellschaft dazu gebracht werden kann, bewusster mit natürlichen Ressourcen umzugehen. Aus den Antworten geht hervor, dass Verbote, Konsumverzicht, Bussen und Preiserhöhungen keine Mehrheiten finden. Der Zuspruch zu diesen Massnahmen beträgt lediglich 12, 30, 35 respektive 38%. Anklang finden dagegen Massnahmen wie Subventionen von erneuerbaren Energien (65%), CO2-Abgaben auf Benzin, Diesel, Kohle etc. (59%) und eine Umweltsteuer auf Konsumartikel (55%).

Mobilität ist zentral

In der Wirtschaftswoche lernen die Schülerinnen und Schüler, sich in die Perspektive von Unternehmen zu versetzen. Entsprechend wurden sie auch gefragt, welche Faktoren für sie zentral sind, damit Zürich als Standort für Unternehmen attraktiv bleibt. Deutlich obenaus schwingt dabei eine gute Verkehrsanbindung über Strasse, Schiene und Luft (78%). An zweiter Stelle genannt werden Sicherheit und politische Stabilität (je 67 %). Als wichtig empfunden werden auch gute Beziehungen zum Ausland (63%) sowie der Aspekt, dass hochqualifizierte Arbeitskräfte auf dem Markt sind (60%). Danach folgen die Kriterien tiefe Steuern (48%) und führende Hochschulen/Universitäten (46%).
 

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