Mittels eines dringlichen Postulates haben im Juni 2020 Kantonsräte der SVP, Grüne und EVP den Regierungsrat aufgefordert, ein Anreizkonzept zu erarbeiten, damit Unternehmen abgehende Lehrlinge weiterbeschäftigen, sodass sie nicht mit der Arbeitslosigkeit in die Berufswelt starten. Befürchtet wurde, dass viele Lehrabgängerinnen und -abgänger ihre Lehre ohne Anschlusslösung abschliessen. Insbesondere sollte vermieden werden, dass gut ausgebildete junge Berufsleute den Einstieg ins Berufsleben über längere Zeit nicht finden und so ein negatives Erlebnis mit sich tragen. Der Kantonsrat überwies den Vorstoss im September 2020 an den Regierungsrat.
Lernende in geringem Masse von Corona betroffen
Infolgedessen führte der Regierungsrat eine Vernehmlassung bei den Sozialpartnern durch. Die ZHK hat sich ebenfalls an der Konsultation beteiligt und dafür einem Teil ihrer Mitglieder eine Umfrage zukommen lassen. Wie der Regierungsrat in seiner Antwort auf das Postulat aufzeigt, waren die Sorgen der Kantonsräte im Sommer 2020 glücklicherweise unbegründet: Lernende waren nur in sehr geringem Masse von der Corona-Situation betroffen. Die absolute Anzahl arbeitsloser Lehrabgängerinnen und -abgänger lag im Juni 2021 sogar leicht unter dem Vorkrisenniveau. Für das laufende Jahr 2021 prognostiziert die Expertengruppe des SECO zudem ein BIP-Wachstum von 3,6 %, was den bereits feststellbaren Rückgang der Kurzarbeit und der Arbeitslosigkeit festigen dürfte. Damit wird sich auch die unter Umständen heikle Situation während der Phase der Lehrabschlüsse entspannen. Für das Folgejahr 2022 wird mit einem Wachstum von 3,3 % gerechnet.
Anreizsystem nicht zielführend
Der Regierungsrat erachtet deswegen ein Anreizsystem zur Weiterbeschäftigung von Lehrabgängerinnen und -abgängern als nicht notwendig und beantragt dem Kantonsrat, das Postulat als erledigt abzuschreiben. Denselben Schluss zog auch die ZHK aus ihrer Mitgliederbefragung. Die Mehrheit der Befragten sieht keine Notwendigkeit, ein Anreizsystem zu schaffen. Die befragten Unternehmen sind sich dem Wert der dualen Berufsbildung in der Schweiz bewusst und sehen es deshalb als ihre Verantwortung an, auch in Krisenzeiten ihren Beitrag zu leisten und sich mittels interner Lösungen für die Weiterbeschäftigung der Lernenden einzusetzen. Dies setzt aber voraus, dass es entsprechende Stellen im Betrieb gibt. Sofern es keine offenen Positionen gibt, ist eine Weiterbeschäftigung nicht in allen Fällen möglich. Hier würde jedoch auch kein staatliches Anreizsystem helfen, welches "künstliche" Stellen kreiert. Drohende Betriebsschliessungen können dadurch nicht verhindert, höchstens verzögert werden.