Schweiz muss ihrer Innovationskraft Sorge tragen

Zürich - Die Innovationskraft bildet einen grossen Vorteil des Standorts Zürich und der Schweiz. Doch diese Innovationskraft muss gepflegt werden, zeigt eine Veranstaltung der Zürcher Handelskammer.

Der Grossraum Zürich und die Schweiz insgesamt stehen in vielen Ranglisten in Sachen Innovation ganz oben in Europa und in der Welt. „Die Innovationskraft ist der Vorteil, den unser Wirtschaftsstandort hat“, sagte Regine Sauter am Lunchtalk der Zürcher Handelskammer (ZHK) am Dienstag. „Das ist keine Selbstverständlichkeit“, fügte die ZHK-Direktorin und Zürcher FDP-Nationalrätin hinzu. Studien zeigten, dass der Vorsprung der Schweiz im Vergleich zu anderen Standorten schwinde. „Wenn wir unsere Geschäftsmodelle flexibel anpassen, dann kann die Schweiz die Chancen der Innovation nutzen.“

Die Hochschulen bilden einen zentralen Faktor in der Schweizer Innovationslandschaft. Michael Schaepman, Prorektor für Forschung der Universität Zürich und selber Unternehmer, wies darauf hin, dass sich das Modell Universität in den vergangenen Jahrzehnten gewandelt haben. Ursprünglich auf Forschung und Lehre ausgerichtet, hat sich die Universität erstens vor allem in den mathematischen, naturwissenschaftlichen und technischen Fächern gestärkt. Er nannte als Beispiel die neue Fachrichtung Biomedizin, die auf grosses Interesse gestossen sei. Zweitens helfe die Universität ihren Studierenden nun auch aktiv, unternehmerisch tätig zu sein. So sei seit 2011 eine „exponentielle Zunahme“ der Ausgründungen aus der Universität zu beobachten. Noch konzentriere sich die Universität bei der Förderung von Unternehmertum auf die Cluster Biomedizin und Life Sciences, Luft- und Raumfahrt, Digitalisierung und auf die Nutzung der eigenen Infrastruktur. „Aber das ist erst der Anfang“, so Schaepman.

Aus Schaepmans Sicht gibt es inzwischen am Platz Zürich genügend Risikokapital für Jungunternehmen in diesen Bereichen. Allerdings sei es manchmal noch eine Herausforderung, die Geldgeber und ihre Erwartungen mit den angehenden Gründern zusammenzubringen.

Gerade diese Vernetzung von Partnern ist das Ziel von NEST an der Eidgenössischen Materialforschungs- und Prüfungsanstalt (Empa) in Dübendorf. Das offene Netzwerk bringt Forscher, Unternehmen und die öffentliche Hand zum Thema innovatives Bauen zusammen. Die physische Plattform auf dem Empa-Gelände in Dübendorf ZH dient als Demonstrator. Hier können die rund 150 Partner ihre Innovationen ausprobieren, hier leben und arbeiten Menschen. „Wir haben über tausend Besucher im Monat“, sagte NEST-Geschäftsführer Reto Largo. Davon kämen über 80 Prozent aus der Baubranche. NEST zeige, dass diese Innovationen planbar und verkaufbar seien. 

Largo sieht in NEST auch ein Modell für die ganze Innovationslandschaft der Schweiz. „Wir sind in der Schweiz so gut, weil das Netzwerk funktioniert.“

Doch nicht jede Innovation findet in der Schweiz die Unterstützung, die es für den Erfolg braucht. Darauf machte Daniel Hänggi aufmerksam. Der Unternehmer aus Zug bringt eine neue Lösung für das sichere Abstellen von Velos auf dem Markt: Seine smartmo AG hat einen blockchaingesicherten Veloständer entwickelt, der am 24. September am Hauptbahnhof Luzern und anschliessend an weiteren Bahnhöfen in der Schweiz installiert wird. Seine Firma wurde in der letzten Finanzierungsrunde bereits auf 10 Millionen Franken bewertet. 

Ein Erfolg, der aus Misserfolgen heraus gewachsen ist: Seine Idee eines Minisenders zum Auffinden von entwendeten Velos war zuvor auf viel Interesse, aber wenig Unterstützung getroffen. „Die Innovationsförderung in der Schweiz ist zu sehr auf die Hochschulen ausgerichtet“, sagte Hänggi. „Wirklichen Pioniergeist gibt es meist nur bei kleinen Firmen.“ Hänggi windet aber der öffentlichen Hand ein Kränzchen. Diese sei oft für Pilotversuche bereit. stk

Zurück zur Übersicht